Vulkanbesteigung Tag 1: Um kurz vor halb vier Uhr morgens klingelt der Wecker. Das erste, was ich denke: Neeeeeiiin! Und: Ich hasse es, so früh aufzustehen! Widerwillig krabbel ich aus dem Bett und mache mich fertig. Lange und bequeme Hosen, Turnschuhe, ein Top, Sonnencreme und los geht’s. Der Rinjani ruft.
Basti zieht seine kurzen Hosen an, da es am ersten Tag ein gutes Stück durch den Dschungel gehen soll und uns dabei ziemlich warm werden wird. In unsere Tagesrucksäcke haben wir unsere Regenjacken, langärmlige Shirts, Zahnbürsten, Kekse, eine Taschenlampe und Wasser gepackt. Basti hat außerdem seinen Sarong und eine lange Hose dabei, ich ein Halstuch. Und das ist sie auch schon, die Ausrüstung für unsere dreitägige Vulkanbesteigung.
Um fünf Uhr sollten wir eigentlich von Sonyas Homestay in Senggigi abgeholt werden, aber auch um halb sechs Uhr stehen wir noch im Dunkeln auf der Straße. Na das geht ja super los.
Irgendwann taucht unser Minibus dann doch noch auf und wir fahren ins zwei Stunden entfernte Senaru (das liegt im Norden von Lombok). Dort gibt es Frühstück. Allerdings besteht das nur aus einem dünnen Pancake und einem Tee. Wie sollen wir denn so den Berg hochkommen?
Ich bin trotzdem motiviert. Der Blick auf den Berg sieht von Senaru super aus und die Tour hat sich echt toll angehört. Durch die Natur wandern, in heißen Quellen baden, den Kratersee bestaunen und den Gipfel erklimmen. Endlich mal eine echte Herausforderung.
In Senaru lassen wir unsere großen Rucksäcke und dann geht es auch schon los. Ein kurzes Stück fahren wir noch mit dem Auto zum Ausgangspunkt. Dort tragen wir uns in eine Liste ein, unser Guide erklärt noch ein paar Dinge und dann laufen wir auch schon bergauf durch den Dschungel. Unsere Gruppe besteht aus zehn Leuten: ein Österreicher, drei Schweizerinnen, zwei Deutsche, eine Kanadierin und ein Neuseeländer sind außer uns dabei.
Am Anfang denke ich noch: Wir schaffen das.
Am Anfang laufen wir noch ganz vorn mit und ich denke: Wir schaffen das, so schwer kann das nicht sein. Der Weg durch den Regenwald ist zwar anstrengend (viele sehr hohe Stufen) und wir laufen ziemlich schnell, aber ich bin immer noch motiviert. Ab und zu machen wir Pausen und unser Guide verteilt Schokowaffeln und Oreo-Kekse (ja, echte Oreos 🙂 ).
Rinjani-Gruppentour: Pros und Cons
Beim Laufen denke ich über die Vor- und Nachteile eine Gruppen-Wandertour nach. Bis jetzt war ich meistens mit Basti allein unterwegs und wir sind immer zügig gegangen und haben (Foto- und Trink-)Pausen gemacht, wenn uns danach war. Das hat super geklappt.
In unserer Rinjani-Gruppe verspüre ich beim Laufen immer so einen Druck, denn unsere Gruppe ist immer zusammen. Das Positive daran: Ich sehe mich gezwungen weiterzugehen, weil die anderen ja auch gehen. Das Negative: Ich kann nicht in meinem Tempo laufen, keine großen Fotopausen machen oder einfach mal die Landschaft bewundern.
Unsere Gruppe ist sogar so schnell, dass wir beim Mittagsstop zwei Stunden lang auf unsere Porter warten mussten. Jede Gruppe hat Träger, die die Zelte und das Essen für die Vulkanbesteigung mitschleppen – und zwar nicht in Rucksäcken, sondern in Körben, die an einem Stock befestigt sind. Das ist wirklich der absolute Wahnsinn. Diese Männer laufen diesen verdammten Berg in Flip Flops und mit einem Stock über den Schultern hoch und runter! Und sie haben uns auch ständig überholt. Nur am ersten Tag nicht.
Immerhin hat sich das lange Warten gelohnt. Das Mittagessen war unglaublich lecker. Es gab eine Nudel-Gemüsesuppe, dazu Reis und zum Nachtisch Ananas. Diesmal war die Menge auch ausreichend und es gab sogar Nachschlag.
Meine Motivation schwindet.
Nach dem Mittag geht es weiter bergauf. Und die ganze Zeit denke ich: Dort hinten sehe ich das Ende. Und wenn wir dann am „Ende“ sind, geht es nur noch weiter bergauf. Als ich unseren Guide frage, wie weit es noch bis zum Camp ist, grinst der nur und meint: „Das kann ich noch nicht sagen, es ist noch sehr weit.“ Na toll. Meine Motivation schwindet so langsam.
Die Steigung ist abartig.
Am Nachmittag lassen wir den Dschungel hinter uns und sehen – Überraschung – dass es jetzt noch steiler bergauf geht. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Steigung dafür abartig. Wir kämpfen uns Stück für Stück auf dem sandigen und staubigen Boden (auf dem rutscht man so schön wieder rückwärts) nach oben. Dabei ändert sich das Wetter ständig. Mal haben wir einen super Ausblick und der Himmel ist blau, mal ist es total neblig.
Endlich: das erste Camp auf dem Rinjani
Als es schon dunkel wird, sehen wir endlich Zelte. Das Camp! Jetzt heißt es wieder warten – auf unsere Porter, denn die haben unsere Zelte und das Abendessen. Also gehen wir noch ein Stück weiter hoch und schauen uns den Kratersee an, aus dem nochmal ein kleiner Vulkan ragt. Dafür hat sich die Mühe gelohnt. Einen Wahnsinns-Ausblick haben wir hier oben.
Die Toiletten-Situation
Danach warten wir wieder. Dabei fällt mir auf, dass das Camp eigentlich nur aus einer Gruppe von Zelten besteht. Kein „Waschbereich“, keine Toiletten bzw. zumindest eine Abgrenzung für eine Art Toilette. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Die Toilette ist der Berg, ein Berg, wo ständig Leute rumlaufen. Basti muss also Pippi-Wache stehen. Bei so einer Tour lernt man sich als Paar nochmal richtig kennen bzw. zu schätzen 😉 .
Kurz vor dem Abendessen können wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang bewundern. Die Wolken unter uns und darüber das glutrot der Abendsonne.
Um 20 Uhr bekommen wir endlich unser Abendessen. Es gibt gebratenen Reis mit Ei, Hühnchen und Crackern. Mittlerweile ist es richtig kalt auf dem Berg und wir hocken völlig im Dunkeln auf Steinen und leuchten mit Taschenlampen unser Essen an. Nebenbei gucken wir immer wieder nach oben, fasziniert von dem Wahnsinns-Sternenhimmel.
Wirklich warm wird es auch in dieser Nacht nicht, obwohl ich in Leggins, Top und Pulli im dicken Schlafsack liege. Es ist kalt auf dem Berg!
Fortsetzung folgt…