Zweiter Tag in Yogya. Wir sind extra früh aufgestanden um die kostenlosen Vorführungen zu sehen, die von 10 bis 12 Uhr im Kraton, dem Wohnsitz des Sultans, stattfinden. Der Weg dahin führt über die Malioboro und es dauert nicht lang, bis wir von dem ersten Mann angehalten werden. „Hallo, wo kommt ihr her?“ Da wir ja höflich sind, lassen wir uns in ein Gespräch verwickeln. „Aha, Deutschland. Fußball!” Ja ja, denken wir. Wir mögen keinen Fußball. „Mein Bruder wohnt in Köln“, so der Mann weiter. Aha, interessant. Und so plätschert das Gespräch vor sich hin, bis der Mann uns von der Ausstellung (!!!) erzählt, die wir unbedingt besuchen müssen. Am besten sofort. Das ist unser Signal: Wir verabschieden uns und ziehen weiter. Aber weil wir einfach viel zu nett sind, führen wir dieses Gespräch (wie viele doch einen Bruder haben, der gerade in Deutschland ist) mit noch drei anderen Männern in der Malioboro – immer mit dem gleichen Ende: der Ausstellung.
Ziemlich genervt bahnen wir uns unseren Weg an den nicht enden wollenden Verkaufsständen vorbei und lassen die Malioboro endlich hinter uns. Wir bleiben kurz stehen, damit Basti sich orientieren kann (bei mir ist das hoffnungslos) und geraten direkt in die Fänge des nächsten Mannes. Wieder reden wir mit ihm. Er scheint anders als die anderen. Denn nach dem anfänglichen Smalltalk erzählt er uns, dass wir den Leuten in der Malioboro keinen Glauben schenken sollen und dass die Ausstellung ein Schwindel sei. Wir erfrischend, denken wir. Doch dann legt er los: Ob wir sehen wollen, wie echte Batikkunst hergestellt wird? Denn gleich um die Ecke befindet sich die RICHTIGE Kunst-Akademie. Doch die hat leider nur heute und nur noch bis 12:30 Uhr geöffnet. Es ist mittlerweile nach 10 Uhr. Wir sagen ihm, dass wir erst noch die Vorführungen im Kraton sehen wollen. Oh, aber der hat ja noch geschlossen, so der Mann. Die Vorführungen finden erst ab 12 Uhr statt. Interessant, oder? Komisch, dass im Reiseführer etwas ganz anderes steht. Ich werde langsam richtig sauer und ziehe Basti von dem Typ weg. Ich will doch unbedingt die trditionellen Tänze sehen.
Gegen 10:30 Uhr sind wir dann endlich am Kraton. Zumindest denken wir das. Wir zahlen Eintritt und schauen uns die ziemlich verfallenen Gebäude an. Eine Bühne ist aufgebaut, aber Tänzer sehen wir keine. Also fragen wir nach und erfahren, dass das der falsche Eingang war. Mist. Aber da wir ja schon bezahlt haben, drehen wir noch eine Runde über dieses Gelände.
Auf dem Weg nach draußen fotografiere ich noch einen der vielen Hähne, die in hübschen Käfigen auf dem Gelände gehalten werden. Ein Mann kommt auf uns zu. Ein offizieller Tourguide. Er erzählt uns einige interessante Dinge über Yogya. Wie nett! Als er höhrt, dass wir uns die Tempel von Borobudur und Prambanan anschauen wollen, gibt er uns sehr nützliche Tipps, wie wir ohne geführte Tour (die sehr teuer sind) mit den öffentlichen Verkehrsmitteln günstig dahin kommen. Gegen 11 Uhr sagen wir ihm dann, dass wir uns jetzt die Vorführungen im Kraton ansehen wollen. „Die finden nur am Samstag statt“, so der Guide. Es ist Donnerstag. Und schlagartig werde ich wieder sauer. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Erst ist er so nett, gibt uns tolle Tips und dann das.
Aber es geht weiter: Er sagt, wir sollten doch lieber erst zu der Kunstakademie fahren. Die Ausstellung in der Malioboro wäre Schwindel. Aber die Kunst-Akademie sollten wir unbedingt besuchen. Leider schließe sie schon um 15 Uhr. Aha, vorhin war es noch 12:30 Uhr. Er könne uns eine Rikscha heranwinken, die uns direkt dahin bringt.
Leicht aggressiv ziehe ich Basti von dem Mann weg. Und endlich, um kurz nach 11 Uhr stehen wir im Kraton, wo Zettel aushängen, wann welche Vorführungen stattfinden. Und siehe da: von 10 bis 12 Uhr Tanz und Musik – und zwar donnerstags! Dummerweise war es ja nun schon nach 11 Uhr und damit hatten wir (wegen diesen Betrügern!!) das verpasst, was ich unbedingt sehen wollte: die Tanzvorführung. Grrrr. Immerhin haben wir noch eine knappe Stunde der traditionellen Gamelan-Musik gelauscht, die übrigens sehr beruhigend auf einen wirkt, denn sie ist sehr langsam.
Versteht ihr nun, warum wir maßlos enttäuscht sind von Yogyakarta?