Manchmal muss ich mich kneifen, um wirklich zu glauben, dass ich nicht nur so viele wunderbare Dinge auf unserer Weltreise erlebt habe, sondern mir auch mehrere Lebensträume erfüllen konnte. Nachdem ich bereits wilde Delfine in Singapur und Wale in Australien gesichtet hatte, mehrere Woche auf einen Mops aufpassen durfte (Mr. Pies!!), Karneval in Rio gefeiert und eine Nacht im Sambódromo verbracht hatte, sind wir in Manaus mit rosa Flussdelfinen geschwommen und ich habe endlich ein Faultier in meine Arme schließen können. Warum letzteres mit einer Portion sehr schlechten Gewissens einherging, erfahrt ihr später im Beitrag.
Zunächst ein paar Worte zu Manaus. Die Stadt liegt knapp 3.000 Kilometer bzw. 3,5 Flugstunden von Rio entfernt Mitten im Amazonas-Gebiet und gilt als Tor zum Amazonas und Rio Negro. Zahlreiche Touranbieter wollen bereits am Flughafen 1- bis mehrtägige Erkundungs- und Fluss-Touren verkaufen. Außerdem befindet sich ein sehr berühmtes und wunderschönes Bauwerk in Manaus: das Teatro Amazonas, ein zur Zeit des Kautschuk-Booms erbautes und um 1896 eröffnetes Opernhaus. Eine Führung durch dieses wunderschöne Gebäude kostet gerade mal 10 Real pro Person (ca. 3 Euro) und ist super interessant. Unserem Guide haben wir es zu verdanken, dass wir am Abend eine kostenlose Jazz-Veranstaltung besuchen konnten, von der wir sonst nie erfahren hätten. Und er war es auch, der uns auf die „Mona Lisa“-Augen eines Gemäldes hinwies. Tatsächlich fühlten wir uns von diesen Augen verfolgt. Es lohnt sich also sehr, reinzugehen!
Ganz in der Nähe des Teatro Amazonas befindet sich die große graue Kirche São Sebastião, die mit ihrer Außenansicht sicherlich keinen Schönheitspreis gewinnen würde. Auch hier lohnt es sich, einen Blick ins Innere zu werfen, denn sie ist wirklich beeindruckend! Ganz anders als die Kirche Igreja da Matriz, die mit ihrem Äußeren gewisse Erwartungen schürt – und diese keineswegs erfüllt.
Unser Hotel bzw. unsere Hotels befanden sich praktischer Weise in Laufnähe zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt (es sind nicht viele). Warum Hotels? Wir hatten eigentlich das Farol da Barra gebucht. Dort angekommen (nach einer äußerst rasanten Busfahrt mit der Nr. 306 vom Flughafen ins Stadtzentrum), wussten die an der Rezeption stehenden Damen allerdings von nichts. Wirkliche Mühe bereiteten sie sich auch nicht. Sie zuckten nur mit den Schultern, sprachen kein Wort Englisch und gaben uns das Gefühl, wir würden sie beim Quatschen und Mittag essen stören. Nach langer Wartezeit, fanden sie dann doch einen unserer Namen im System und wir konnten ein Zimmer beziehen. Das Personal hatte allerdings den riesigen See, der sich unter der unablässig tropfenden Klimaanlage befand, übersehen. Wir jedoch nicht und so mussten wir die Empfangsdamen erneut stören. Da wir großen Hunger hatten, schmissen wir dann nur unsere Rucksäcke in das neue Zimmer und steuerten das nächste Restaurant an. Dummerweise war das Essen des Kilo-Buffets in der Rua 10 Julho echt grauenhaft. Unser Tipp: Ein kleiner Snack-/Saft-Shop in der Rua Guilherme Moreira (schräg gegenüber vom Havaianas-Store).
Wieder zurück stellten wir fest, dass es kein fließend Wasser in unserem Hotelzimmer gab. Wieder mussten wir an der Rezeption nachfragen. Die verklickerten uns auf portugiesisch, dass das Wasser in der gesamten Gegend gerade nicht fließen würde. Bis zum Abend sollte es allerdings wieder funktionieren. Es funktionierte nicht. Zusammen mit einem deutschen und einem australischen Paar nervten wir also nun abwechselnd die Hotel-Mitarbeiter – und wurden immer wieder vertröstet.
Irgendwann hatten wir darauf keine Lust mehr und da wir auf keinen Fall ungeduscht ins Bett gehen und auch irgendwann einmal die Toilette benutzen wollten, zogen wir um ins nicht weit entfernte, aber viel schönere Hotel do Largo Manaus, wo es fließend Wasser gab und das Personal nicht nur super freundlich war, sondern auch sehr gutes Englisch sprach.
An diesem Hotel wurden wir dann am nächsten Tag von Amazon Eco Adventures abgeholt. Wir hatten den Veranstalter bereits in Rio über E-Mail kontaktiert. Der Austausch hat wunderbar funktioniert und wir wurden am Tour-Tag pünktlich abgeholt. Im Vorfeld hatten wir von vielen Touri-Abzocken gelesen und waren daher etwas skeptisch, aber dank Amazon Eco Adventures hatten wir einen wunder vollen Tag. Unser Guide war super nett, hat sehr gutes Englisch gesprochen und viel erklärt. Außerdem waren wir nur eine kleine Gruppe von 7 Leuten und konnten es uns so in einem süßen kleinen Boot gemütlich machen. Auf dem Programm standen: der Besuch eines Stammes inklusive Stammestänze, Schwimmen mit den rosa Flussdelfinen, Strand-Pause auf einer Flussinsel, ein super leckeres Mittagessen in einem schwimmenden Restaurant (unbedingt den Cupuacu-Saft kosten, der aus der Kakaopflanze gewonnen wird), riesige Seerosen und niedliche Affen (wir hatten Glück, dass sich ein kleiner gezeigt hat), das Zusammentreffen der Flüsse Amazonas und Rio Negro (braun trifft auf schwarz), Riesenfische und ein schwimmendes Dorf. Gekostet hat uns der Tag um die 300 Real pro Person (ca. 80 Euro).
Zu den Delfinen: Die sehen im Gegensatz zu den bekannteren Meeres-Delfinen ein bisschen gruselig aus, weil sie mit Zähnen besetzte, schnabelartige Mäuler haben. Überraschenderweise fühlt sich die Haut der Tiere super weich an. Streicheln darf man die Tiere übrigens nicht am Kopf und außerdem sollte man leise sein, denn die Delfine haben ein sehr empfindliches Gehör. Angelockt werden sie von einem Mann, der sie mit Fischen füttert. Damit sich die Delfine nicht allzu sehr daran gewöhnen, finden diese Fütterungen nicht jeden Tag statt.
Bei der Fütterung versammelt sich die jeweilige Touri-Grupp im Rio Negro um den Mann und guckt dabei zu, wie die Tiere nach den Fischen schnappen und dabei aus dem Wasser springen. Da ich ja Angst vor allem habe, was so in unbekannten Gewässern kreucht und fleucht, war mir diese Aktion nicht so ganz geheuer und ich habe mich ziemlich an dem armen Basti festgekrallt. Eine Wahnsinns-Erfahrung und defintiv ein Highlight unserer Weltreise war das aber auf jeden Fall. Mich hat es eben nur viel Überwindung gekostet.
Das Gute am Rio Negro ist übrigens, dass man sich dort überhaupt keine Sorgen um Mückenstiche machen muss, denn das Wasser ist zu sauer für die Tiere. Ganz im Gegensatz zum Amazonas: Dort wimmelt es von den Viechern. Die Flüsse unterscheiden sich auch in ihrer Dichte, Fließgeschwindigkeit und Temperatur. So kommt es, dass man den Punkt, an dem beide Gewässer aufeinander treffen, tatsächlich sehen kann. Schwarz trifft auf braun.
Da ich im Vorfeld gelesen hatte, dass in dem Gebiet auch Faultiere leben, habe ich unseren Guide natürlich darum gebeten, dass er uns diese unfassbar niedlichen Tiere zeigt. Dabei dachte ich, dass wir sie in ihrer natürlichen Umgebung (also an Bäumen) von Weitem beobachten können. Halt machten wir allerdings an einer Holzhütte, auf der 2 Kinder ein kleines Krokodil, eine Schlange und eben ein Faultier vorbeifahrenden Touris präsentierten. Dabei gingen die beiden nicht gerade zimperlich mit den armen Tieren um. Angeblich fangen sie immer mal wieder ein Faultier und setzen es dann wieder aus. Mit taten die Tiere einfach nur unendlich leid und ich habe mich sehr geärgert, dass unser Guide unsere Gruppe auf meine Bitten hin zu den Tieren geführt hat. Vor allem, weil der Rest unserer Gruppe auch nicht gerade rücksichtsvoll mit den Tieren umging und nur darauf bedacht war, möglichst viele schöne Fotos mit ihnen zu schießen. Auch ich habe mir dabei meinen Traum vom Faultier-kuscheln erfüllt. Aber eben mit einem lachenden und einem weinendem Auge…