Sobald ich den Fuß in ein Flugzeug setze, beginnt für mich ein Urlaub. Und er endet erst, wenn ich aus diesem wieder aussteige. 12 Stunden hat unser Flug von Frankfurt nach Cancun, Mexiko gedauert. Normalerweise wären das die ersten 12 Urlaubsstunden gewesen. Neun Stunden lang sind wir drei Wochen später wieder zurückgeflogen. Macht zusammen 21 Stunden. Also fast einen ganzen Tag. Den hat mir Condor gestohlen.
Bislang war ich vor jedem Flug freudig aufgeregt. Ich freue mich auf den guten Service, die Speisekarte, die Erfrischungstücher, die kleine Kulturtasche mit Zahnbürste, Schlafmaske und Co., bin gespannt, welche aktuellen Spielfilme ich mir dieses Mal anschauen kann und weiß, dass ich irgendwann, eingekuschelt in die großzügige Fensternische, mit meinen Beinen auf Bastis Beinen, einschlafen werde.
Diese Erwartungen hatte ich auch Anfang November. Als meine Kollegen noch meinten, dass ein 12 Stunden Flug doch extrem lang wäre, war ich super entspannt und freute mich auf den Flug. Das böse Erwachen kam mit dem Eintritt in die Condor-Maschine.
Ich war geschockt und fassungslos. Bin es immer noch. Wir haben für unseren Flug mit Condor nicht wenig Geld bezahlt. Genauso viel, wie wir für unsere Flüge mit den arabischen Airlines Qatar oder Emirates (die besten Airlines) gezahlt hatten. Da erwarte ich einfach einen ähnlichen Service. Aber Thomas Cook, zu der Gesellschaft gehört Condor, hält es anscheinend nicht für nötig, seine Kunden zeitgemäß und menschenwürdig ans Ziel zu bringen. Nicht einmal auf Langstreckenflügen!
Was dich auf einem Condor-Flug erwartet:
1. Du wirst belogen. Am Check-in-Schalter hatte ich freundlich gefragt, ob es möglich wäre, einen Fensterplatz zu bekommen. Die Mitarbeiterin sicherte uns diesen zu. Ich beachtete die Bordkarten also nicht weiter und freute mich auf den Flug. Doch als wir ins Flugzeug kamen, mussten wir feststellen, dass sie uns Plätze genau in der Mitte der mittleren 4er-Reihe gegeben hatte. So etwas ist uns noch nie passiert (und wir waren zwei Jahre auf Weltreise).
In Mexiko traf ich dann zufällig eine Freundin wieder, die ich seit acht Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie und ihr Mann erzählten uns, dass Condor wohl häufiger Menschen am Check-in-Schalter anlügt, aus Angst vor Diskussionen. Ist das zu fassen?
2. Du kommst in den Langstreckenflieger und findest weder Kopfhörer, noch eine Decke, ein Kissen oder Sonstiges vor. Und es kommt noch Schlimmer: Die Kopfhörer musst du tatsächlich für 3,50 Euro kaufen! Das lohnt sich aber gar nicht, weil sich die Entertainment-Auswahl auf gerade mal zwei (!!) schlechte und alte Filme und zwei Serien (jeweils nur eine Folge natürlich) beschränkt. Ist das zu fassen? Wir haben das Jahr 2018!!
3. Versuch gar nicht erst die Aufmerksamkeit des Bordpersonals zu bekommen. Sie interessieren sich nicht für dich. Als ich nach einer halben Ewigkeit eine Flugbegleiterin auf unser Sitzplatzproblem ansprach, meinte sie nur desinteressiert, dass nichts anderes mehr frei sei. Sie würde aber nochmal nachschauen. Sie kam nie wieder zu uns.
3. Nimm dir unbedingt genug Essen mit ins Flugzeug. Denn es dauert ewig, bis du etwas bekommst. Danach dauert es noch länger, bis sie dir die Tabletts wieder abnehmen. In der Zwischenzeit ist der begrenzte Platz, den du im Flieger hast, einfach noch begrenzter. Bewegungsfreiheit ist für Condor nicht wichtig. Die Airline zwängt dich in den Flieger wie Mastschweine in den Stall. Nur das Mästen vergessen sie. Die zwei Mahlzeiten sind so klein und ungenießbar, dass mir beim Gedanken daran schon wieder schlecht wird. Um jeden Wasserbecher musst du übrigens auch kämpfen.
Warum der Basti dann auch richtig böse wurde
Apropos Essen. Der Basti erträgt ja immer sehr viel im Stillschweigen. Während ich meine Emotionen rauslassen muss, bleibt er ruhig. Er ergibt sich seinem Schicksal und verschwendet seine Energie nicht damit, sich über etwas aufzuregen, dass er eh nicht ändern kann. Ja, ich sollte mir davon eine Scheibe abschneiden. Doch auch er wurde so richtig sauer. Und zwar, als das erste Essen kam. Nach einer gefühlten Ewigkeit. Maultaschen stand auf der Alu-Verpackung. Eine Beleidigung für jeden Schwaben, sagte Basti. Denn es waren in Tomatensoße schwimmende Ravioli. “Eine in Alu verpackte Frechheit“, nannte es Basti.
Das zweite Essen kam nach zehn Stunden Flug und war noch ekelhafter. Eine eiskalte Brezel und eine Pampe, die wohl Kartoffelsalat sein sollte mit Frikadellen (oder soetwas ähnliches).
4. Während sich eine Flugbegleiterin non-stop schminkte, die nächste aussah, als hätte sie es gerade mit dem Piloten getrieben, war der Rest unorganisiert und desinteressiert. Die Schluss-Ansage der Frau, die so zerstört aussah, hörte sich in etwa so an: “Wir äh freuen und äh, dass Sie unsere …. (Pause) Gäste waren. Das Wetter in … (Pause) Cancun … (Pause) ist … äh… (Pause) … das wissen wir gerade noch nicht äh… (Pause).” Wir waren zu dem Zeitpunkt schon auf mexikanischem Boden. Wie schwer kann es da noch sein, etwas über das Wetter zu sagen?
5. Nach dem Flug habe ich eine Beschwerdemail an Condor geschrieben. Das war vor drei Wochen. Noch immer habe ich keine Rückmeldung erhalten.
6. Aus dem Rückflug hatten wir übrigens noch weniger (!) Platz im Flugzeug. Bastis Knie waren fest in den Sitz vor ihm gedrückt. Herzlichen Glückwunsch Condor, da habt ihr die maximale Bestuhlung herausgeholt. Weil die Sitze so unbequem und eng waren und wir absolut keine Bewegungsfreiheit hatten, konnten wir natürlich auch keine Sekunde schlafen. Immerhin konnten wir die Lehne etwas nach hinten verstellen. Beim Hinflug ging das nicht.
Zum Schluss noch etwas Positives: Condor hat uns sicher nach Mexiko gebracht. Dort erlebten wir einen absoluten Traumurlaub. Mehr dazu erfahrt ihr demnächst auf dem Blog. Die Airline hat uns auch sicher wieder zurückgebracht. Danke dafür. Ich will aber nie wieder mit Condor fliegen. Wirklich nie wieder. Wir würden sogar Umwege in Kauf nehmen, um nie wieder einen Fuß in eine Condor- oder Thomas-Cook-Maschine setzen zu müssen.