Im Nachhinein klingen 2 Wochen wenig. 2 Wochen haben wir gebraucht, um hier in Perth Jobs zu finden. Im heutigen Beitrag erfahrt ihr, warum wir fast aufgegeben hätten, unsere Tipps zur Jobsuche und zu den ersten Work & Travel-Schritten in diesem Land.
Was wir dachten…
Dass wir nicht die einzigen Ausländer auf Arbeitssuche sein würden, war uns schon klar. Da Perth aber nicht unbedingt DAS Australien-Ziel für die meisten jungen Backpacker ist, haben wir uns ganz gute Chancen ausgerechnet. Perth hat den Ruf langweilig zu sein – viele gehen lieber nach Sydney oder Melburne. Außerdem dachten wir, dass unser (höheres) Alter – also Ende 20 – von Vorteil sein wird. Schließlich machen sich viele Backpacker direkt nach der Schule oder dem Studium auf den Weg nach Down Under.
Die Realität…
Falsch gedacht. Es stellte sich heraus, dass unsere größte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nicht etwa andere Work- and Traveller sind, sondern ganz junge Australier. Teilweise haben wir Stellenausschreibungen gesehen, in denen explizit nach 14- bis 17-Jährigen gesucht wurde.
Dazu kommt, dass selbst für die einfachsten Jobs (Tellerwäscher im Hotel) schon viel Erfahrung gefordert wird. Und es gibt hier bestimmte Zertifikate, die bei vielen Jobs die Voraussetzung für eine Stelle bilden: Diese Zertifikate kann man zwar einfach online erwerben, aber sie kosten teilweise über 100 AUS-Dollar. So viel Geld auszugeben ohne die Aussicht auf Jobs – das haben wir nicht eingesehen.
Work & Travel Essentials
Am Ende haben wir es auch ohne diese Zertifikate oder übermäßig viel Erfahrung geschafft. Was ihr euch auf jeden Fall als erstes zulegen solltet ist eine australische SIM-Karte. Wir haben uns für Telstra entschieden. Für 30 AUS-Dollar im Monat haben wir 1,5 GB Daten – jeweils tagsüber und nachts. Dazu kommen Auslandstelefonate im Wert von 200 AUS-Dollar (es ist so schön, endlich mal wieder mit den Lieben zu telefonieren), hier in Australien können wir kostenlos telefonieren und SMS schreiben. Mit dem Datenvolumen kommen wir super hin – und das, obwohl wir in unserer Wohnung kein Internet haben und alles über das Handy machen.
Neben eurer australischen Telefonnummer braucht ihr ein Konto. Wir haben ein kostenloses bei der nab-Bank. Außerdem solltet ihr euch eine Steuernummer zulegen. Das geht ganz einfach online oder im myGov-Büro in der Perther Innenstadt (CBD). Dort stehen freundliche Mitarbeiter bereit, die euch mit dem Antrag helfen. Die Nummer bekommt ihr dann per Post zugeschickt.
Womit wir beim nächsten Punkt wären: der Unterkunft. Wir haben zunächst in einer wunderschönen Airbnb-Wohnung im Vorort Canning Vale gewohnt. Die Busverbindungen in die Suburbs sind nicht unbedingt ideal – viele Busse fahren abends oder am Wochenende nur sehr unregelmäßig oder gar nicht. Um euere Chancen auf einen Job zu erhöhen, empfiehlt es sich daher irgendwohin zu ziehen, wo ihr eine Bahnstation in der Nähe habt.
Wir hatten riesiges Glück mit unserem kleinen Apartment in Subiaco. Zur Bahnstation West Leederville brauchen wir nur 3 Minuten zu Fuß; zum kostenlosen CAT-Bus, der uns in die Innenstadt bringt, sind es nur 10 Laufminuten.
Für die öffentlichen Verkehrsmittel haben wir uns eine Smart-Rider-Karte zugelegt. Die kostet zwar 10 AUS-Dollar, lohnt sich aber sehr. Wenn ihr die Karte mit eurem Konto verknüpft, wird sie automatisch aufgeladen, sobald euer Guthaben unter 6 AUS-Dollar fällt. Die Einzelfahrten sind außerdem 25% günstiger.
Jobsuche
Jobs gesucht haben wir online bei Gumtree (hier könnt ihr auch nach Wohnungen suchen) und Indeed. Zusätzlich sind wir herumgelaufen und haben unsere Lebensläufe verteilt.
Ich hatte bereits in Asien Instagram-Seiten von vielen Cafés abonniert und bin so auch auf deren Stellenauschreibungen aufmerksam geworden. Auf diese Art habe ich noch in der ersten Woche mein erstes Job-Interview bekommen. Bei Jersey Jack Gelato, einer Eisdiele/Café im Stadtteil Como. Allerdings hielt es der Besitzer nicht für nötig zu diesem Vorstellungsgespräch zu erscheinen. Stattdessen habe ich mich 5 Minuten mit einem Mitarbeiter unterhalten und mit ihm einen Probetag ausgemacht. An besagtem Tag war der Besitzer zwar anwesend, aber er hier es weder für nötig, sich bei mir zu entschuldigen, noch überhaupt mit mir zu reden oder mich zumindest freundlich zu begrüßen.
Ums kurz zu machen: Irgendwann kam er zu mir, wollte, dass ich ihm einen entkoffeinierten (!!) Kaffee mache und den Becher nur zur Hälfte mit Milch auffülle. Weil ich so geschockt war, dass ein Café-Besitzer entkoffeinierten Kaffee trinkt und alles ja neu für mich war, habe ich den Becher ganz mit Milch aufgefüllt. Anstatt darüber hinwegzusehen, hat der Besitzer den Kaffee WEGGESCHMISSEN und sich von seinem Mitarbeiter einen neuen machen lassen. Da war mir klar, dass ich dort auf keinen Fall arbeiten möchte. Nicht nur, dass der Mann mega unfreundlich und respektlos ist, er verschwendet auch noch seine eigenen Produkte.
Ebenfalls über Instagram bin ich auf das Frühstücks-Café The Little Pantry in Subiaco aufmerksam geworden. Als ich der Besitzerin dort meinen Lebenslauf in die Hand drückte, haben wir noch in Canning Vale gewohnt. Sie meinte zu mir, dass ich anrufen soll, sobald ich in der Nähe von dem Café wohne. Von Canning Vale aus braucht man ewig bis in die Stadt rein.
Etwa eine Woche später hatten wir dann unsere Wohnung in Subiaco und ich war wieder in dem Café und habe gleich mal dort gefrühstückt. Glücklicherweise hatte die Chefin kurz Zeit, als ich gerade mit dem Essen fertig war und konnte sich ein bisschen mit mir unterhalten und mich für den nächsten Tag zum Probearbeiten einladen. Der Rest ist Geschichte… 🙂 .
Es ist übrigens unglaublich wie viele Leute hier in Perth in Cafés frühstücken. Unter der Woche! Es gibt so viele unterschiedliche und individuelle Frühstückscafés hier und alle sind ständig voll. Ich finde das ja toll, weil ich für mein Leben gern frühstücke 🙂 . Ich weiß nur nicht,wie die ganzen Menschen das mit ihrem Arbeitsleben vereinbaren.
Das liebe Geld
Mit unseren Jobs als Aushilfskräfte kommen wir hier im teuren Perth sehr gut über die Runden. Wir können unsere Miete zahlen (1.400 AUS-Dollar im Monat + Gas und Strom) und davon leben. In Deutschland wäre das nicht möglich.
Sehr positiv überrascht bin ich auch von meinen unglaublich netten Chefs und Kollegen. Ich bekomme täglich unendliche „Danke“ zu hören und obwohl ich schon ein Essen direkt vor dem Kunden runtergeschmissen, eine Tasse zerbrochen und einen Löffel im Mixer vergessen habe, hat mich noch niemand angeschrien 🙂 .