Wenn das Hotelzimmer der Brautfamilie nach Fastfood riecht, wenn die Hochzeits-Zeremonie 2 Stunden später als geplant losgeht und ein paar der Gäste dann immer noch nicht da sind, wenn es zur Cocktail-Stunde keinen Alkohol, dafür aber Fleisch gibt und wenn die Feier um 21 Uhr schon wieder vorbei ist – dann, ja dann befindet man sich auf einer philippinischen Hochzeit 🙂 .
Ein Jahr ist seit dem vergangen – heute erinnern wir uns an diesen chaotischen, witzigen und auch wunderschönen Tag zurück… Herzlichen Glückwunsch zum ersten Hochzeitstag Jett und Andi!
Wir hatten nicht nur das Glück die Hochzeit in Davao miterleben zu dürfen, sondern auch die turbulenten letzten Vorbereitungen. Wir waren bei der letzten Anprobe dabei (das Kleid hatte ich also bereits vor dem großen Tag gesehen und bestaunt) und sollten eigentlich auch auf die jeweiligen Junggesellen-Abschiede gehen.
Aber weil es die Philippiner nicht so genau mit der Pünktlichkeit nehmen, ist einiges schief gelaufen, hat sich verschoben und letztendlich haben Basti und ich den Junggesellen-Abschiedsabend im Edong verbracht und lecker – Überraschung – Fleisch gegessen 🙂 .
Basti sollte als einer der Groomsman ein traditionelles Outfit tragen. Allerdings hat er vor der Hochzeit lediglich sein Überhemd anprobieren können – die letzte Anprobe haben wir aufgrund den ganzen – nennen wir es mal – Zeitschwierigkeiten nicht geschafft. Für Braut und Bräutigam war das bestimmt alles anstrengend und stressig – für uns war es teilweise sehr amüsant.
Übernachtung im teuren Hotel und die chronischen Zeitprobleme
Das Chaos/die Zeitprobleme zogen sich durch den Hochzeitstag, den wir von früh morgens bis spät abends miterleben durften. Geheiratet wurde in einer wunderschönen Hotelanlage. In dem Hotel durften wir und natürlich die Familien des Brautpaares auch übernachten. Für uns Rucksack-Reisende war das der pure Luxus. Wir hatten ein tolles Zimmer, in dem uns flauschige Hausschuhe und allerhand anderer Schnickschnack zur Verfügung standen (Hotelbademäntel!).
Erster Friseurtermin auf Weltreise
Am Hochzeitstag trudelten wir bereits morgens im Hotel ein, denn wir wollten uns noch die Haare schneiden lassen. Die Friseurin der Braut hat nämlich alle Gäste schick gemacht und nach 4 Monaten auf Reisen haben wir diese Gelegenheit genutzt und uns die Haare schneiden lassen – von der bezaubernden Lovely.
Die war für 7 Uhr morgens bestellt, aber als wir gegen 9 Uhr eintrafen, immer noch nicht da. Obwohl wir uns beide mit Bauchschmerzen in Lovelys Hände begeben haben (auf dem Hotelzimmer-Balkon der Brautmama Bing – das Zimmer selbst war bereits mit Verwandten überfüllt), waren wir am Ende super glücklich mit unseren neuen Haarschnitten.
Die Philippiner mögen keinen Regen.
Die Zeremonie sollte um 15 Uhr im Freien stattfinden – allerdings hatte es an den Nachmittagen zuvor stets geregnet und auch am Hochzeitstag sah der Himmel grau aus. Die entgültige Entscheidung lag am Ende beim Bräutigam, der unbedingt eine Trauung unter freiem Himmel wollte.
Daraufhin die Hochzeitsplanerin sinngemäß: „Die Philippiner mögen keinen Regen und wenn es tatsächlich regnet, ist das Geschrei groß. Aber ihr seid ein ‘different couple’, also macht es wie ihr wollt.“
Wenn das mal nicht eine aufbauende Rede war! Am Ende wurde kurz vor der Zeremonie nochmal alles umgebaut und die Trauung fand dann unter einem Dach, aber immer noch draußen statt.
McDonald’s im Brautzimmer
Bis zur Trauung hat sich die ganze philippinische Familie übrigens von McDonald’s-Burgern ernährt, die angeliefert wurden (die Hotelzimmer haben dann auch entsprechend gerochen) – zum Frühstück und zum Mittag.
Gegen 17 Uhr ging es dann endlich los – 2 Stunden später als geplant. In einem sehr hübsch geschmückten Außenbereich mit Überdachung nahmen endlich alle ihre Plätze ein, die Musik spielte, die Brautjungfern und Groomsman warteten auf ihren Einsatz.
Während Basti Seite an Seite mit einer der Brautjungfern nach vorne laufen und von dort aus auch die Zeremonie verfolgen durfte, nahm ich an einem der zahlreichen Tische Platz und verfolgte mit der Schwägerin des Bräutigams die Trauung. Aus Deutschland angereist waren außerdem Mama und Bruder des Bräutigams.
Die Zeremonie war sehr christlich mit vielen Gebeten. Im Grunde genommen nicht anderes als eine deutsche kirchliche Trauung.
Fleisch statt Alkohol
Die großen Unterschiede kamen nach der Trauung. Nachdem das Brautpaar Fotos mit allen möglichen Verwandten und Bekannten gemacht hatte, wurde zum „Cocktail“ gerufen.
Da wir bislang noch keinen Sekt zum Anstoßen bekommen hatten (und auch nie bekommen sollten), habe ich mich auf ein paar leckere Cocktails gefreut. Cocktail bedeutet auf den Philippinen aber Fleisch. Ja, Fleisch. Und zwar von einer ganzen Kuh am Spieß und einem Schwein.
Sturm aufs Kuchenbuffett
Zur gleichen Zeit wurde auch das sehr hübsch hergerichtete Kuchenbüffet (auf dem es auch Pizza und Mangostine gab) eröffnet. Innerhalb von fünf Minuten war das allerdings schon wieder leer. Das war wirklich unglaublich!
Ich habe es gerade noch geschafft mir zwei Mini-Cupcakes, einen Muffin und ein paar Marshmallows zu schnappen. Als ich Nachschlag wollte, lagen nur noch ein paar vereinzelte Marshmallows herum, die man in Schokosoße dippen konnte.
Das eigentliche Essen kam aber noch. Wir saßen am Familientisch direkt neben dem Brautpaar. An diesem Tisch hatten wir das Glück, bedient zu werden. Kellner haben uns die einzelnen Gänge gereicht. Für alle anderen Tische gab es ein Büffet.
Das arme Brautpaar ist gar nicht zum Essen gekommen, weil sie ständig Fotos oder irgendetwas anderes machen mussten. Aber wir dachten uns da noch: Nach dem Essen können auch die beiden entspannen und die Feier genießen.
Doch eine Party gab es nicht. Nach dem Essen waren die meisten Gäste schon verschwunden. Und nach dem Tortenanschnitt, ein paar Spielen und dem Brautstrauß-Werfen war auch schon alles vorbei. Um 21 Uhr. Basti dachte erst, dass sich alle zur Bar begeben. Tatsächlich sind alle auch rein gegangen – und in ihren Hotelzimmern verschwunden.
Den Abend haben wir dann aber doch noch bei ein paar Drinks in einer Bar mit dem Brautpaar und ein paar Familienangehörigen verbracht. Für uns war es also ein spannender, verblüffender, lustiger, leckerer und wunderschöner Tag, für den wir uns an dieser Stelle nochmal bei Andreas und seiner Frau Jett bedanken.
Was wir am Nach-Hochzeitstag erlebt haben, verrate ich euch das nächste Mal 🙂 .