Burger mit Rindfleisch, Seranoschinken, knuspriger Bacon, Käse in allen Varianten und Quark – ich war verrückt nach diesen Lebensmitteln und konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Im Februar 2020 habe ich das Frühstücksbuffett in Kühlungsborn gefeiert – es gab jeden Morgen Pancakes mit Bacon. Eine vegane Ernährung war da noch unvorstellbar.
Fast 32 Jahre lang war ich überzeugte Fleisch- und Milchprodukte-Konsumentin und habe meine Augen vor dem Tierwohl und dem Klimaschutz verschlossen. Ein Morgen im März 2020 hat dann mein Leben ganz plötzlich verändert.
Um genau zu sein, war es das ARD Morgenmagazin, welches Basti und ich jeden Tag beim Frühstück anschauen. An besagtem Tag lief um 6:30 Uhr ein Beitrag über Schweinehaltung und -schlachtung.
Mit meiner Kaffeetasse in der Hand musste ich mit ansehen, wie der Bauer drei Schweine aus der Menge auswählte, diese dann direkt in den Schlachtraum führte und tötete. Diese Bilder werden ich wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Ich saß mit Tränen in den Augen da und dachte nur: Ihr müsst jetzt sterben, weil wir Menschen euch essen wollen. Wie grausam.
Bio Fleisch von glücklichen Tieren?
Und diesen Schweinen ging es gut. Trotzdem müssen sie für uns sterben. Deswegen zählt für mich das Argument “Ich esse ja nur bio Fleisch von glücklichen Tieren” auch nicht mehr. Denn kein Tier dieser Welt stirbt gerne, um auf unseren Tellern zu landen.
Natürlich möchte ich trotzdem, dass der Basti, wenn er mal Fleisch ist, bio Fleisch kauft. Aber ich kann auch dieses Fleisch nicht mehr essen. Erst recht, seit dem ich folgende Geschichte von Palina Rojinski hörte: Im Urlaub in den Bergen kam sie an einer Weide mit glücklichen Rindern vorbei, musste allerdings nur wenige Minuten später mit anhören und ansehen, wie ein Stier panisch schrie. Weinend erzählte sie, dass sie ihm die Angst in den Augen ablesen konnte. Dieses Tier wusste, dass es sterben wird. Da kann es doch noch so ein glückliches Leben geführt haben – sterben will niemand.
Vegane Ernährung ist nicht kompliziert
Die meisten Menschen rollen ja erst einmal – bewusst oder unbewusst – mit den Augen, wenn sie das Wort vegan hören. Auch meine Freunde und Familie waren sichtlich verwirrt, als ich ihnen erzählte, dass ich kein Fleisch mehr essen und tierische Produkte im Allgemeinen fast gar nicht mehr kaufe und kaum noch esse. Umständlich und kompliziert finden sie diese Lebensweise. Dabei ist es das gar nicht.
So viele Gerichte sind bereits vegan. Man nehme nur mal den beliebten Avocado-Toast. Oder Hummus und Falafel. Oder gefüllte Süßkartoffel mit Bohnenmus und Avocado. Oder ein Curry. Super leckere Gerichte, für die es keinerlei tierische Produkte braucht.
Meistens kommt dann schnell das Argument: “Avocados schaden der Umwelt, weil so viel Wasser für ihren Anbau benötigt wird. Und für die ganzen Sojaprodukte wird ja der Regenwald abgeholzt. “
Ja, Avocados sollte man meiner Meinung nach hier in Europa nur selten genießen. Wenn ich sie kaufe, dann sind das meist spanische Avocados.
Nein, der Regenwald wird nicht für den Anbau von Tofu und Co. abgeholzt, sondern für Soja, das für die Tierfutterproduktion verwendet wird. Also für Fleischesser.
Da wir gerade beim Thema Umwelt sind: Wenn eine Million Menschen einen Monat lang vegan essen, dann …
- werden 103.840 Tonnen Co2-Äquivalent eingespart
- 6,2 Millionen Liter Wasser gespart
- 3,4 Millionen Tiere können leben.
Diese Zahlen veröffentlichte das laverde-Magazin in der Januar.Ausgabe 2021 in einem Bericht über den Veganuary.
Außerdem: Ein Drittel aller Treibhausgase stammt aus der Lebensmittelproduktion. Die Hälfte davon stammt allein aus der Zucht von Kühen, die für die Fleisch- und Milchproduktion benötigt werden. Diese und mehr spannende Infos könnt ihr im Interview mit den vly-Gründer Nicolas Hartmann auf hometastics nachlesen.
Vegan ist nicht gleich Fleischersatz
Dieses Denken, Veganer oder Vegetarier würden automatisch nur noch Fleischersatzprodukte essen, regt mich mittlerweile richtig auf. Ich lebe seit März 2020 vegetarisch, meistens sogar vegan. Und ich habe noch nie Sojageschnetzeltes gekauft.
Ich habe Tofu im Kühlschrank, weil ich damit mein veganes Rührei mache. Oder ich backe geräucherten Tofu im Ofen und dippe ihn dann in Erdnusssoße. Tempeh mögen Basti und ich auch sehr, weil uns das auch an unsere Zeit in Indonesien erinnert. Seitan haben wir mal ausprobiert. Aber das war’s dann auch schon.
Sowohl Tofu, Tempeh und Seitan gibt es übrigens hier in Berlin von jungen Berliner Unternehmen (z.B. Berliner Tofumanufaktur). Wir unterstützen damit also lokale Geschäfte und werden nicht zu Umweltsündern, nur weil wir ab und zu Tofu essen.
Btw…
Back to basics: Wir lieben natürliche Lebensmittel
Uns geht es generell hauptsächlich darum, natürliche Produkte mit möglichst wenig Zutaten zu kaufen. In diesen ganzen Fleischersatz-Erzeugnissen ist meist so viel Mist drin. Schaut euch einfach mal die Zutaten an 😉 . Das kann ich generell immer empfehlen.
Um es nochmal deutlich zu sagen: Nur weil ich mich bewusst für eine fleischlose Ernährung entscheide, heißt das nicht, dass ich Fleischersatz essen möchte. Im Gegenteil.
Es gibt so viele tolle Alternativen! Ich sag nur Süßkartoffel-Patties. Oder Pilze. Oder Zucchini-Karotte-Patties. Ich vermisse weder Fleisch noch den Fleischgeschmack. Ja, wirklich!
Apropos Fleischersatz…
Anfang Januar, als wir Urlaub hatten, haben wir immer mal wieder kurz in Das Perfekte Dinner reingeschalten. Ich habe mich sehr gefreut, dass ein Vegetarier in der Runde war, der an seinem Abend der Gruppe (alle Fleischliebhaber) seine pflanzliche Ernährung näher bringen wollte. Doch statt offen für Neues zu sein, sind all seine Gäste schon mit Vorurteilen und Skepsis angerückt.
Es gab Sommerrollen als Vorspeise. Vom darin eingewickeltet Tofu haben die Gäste allerdings erwartet, dass er nach Fleisch schmecken müsste. Wieso in Gottes Namen sollte er das tun? Wer schon mal in Asien Sommerrollen gegessen hat, weiß, dass Tofu auch dort nie nach Fleisch schmeckt.
Ja, Tofu schmeckt oft einfach nach nichts. Ich habe auch lange gebraucht, um die für mich perfekte Zubereitungsart zu finden. Tofu muss ja auch nicht jedem schmecken. Mich würde es nur freuen, wenn die Gäste sich an dem Abend ohne Vorurteile auf das Essen eingelassen hätten.
Schnäbel werden gestutzt, Augen abgeschnitten
Seit ich mich mehr mit den Themen Tierhaltung und Umweltschutz auseinandergesetzt habe, möchte ich einfach kein Fleisch mehr zu mir nehmen. Ganz selten esse ich mal ein Stück Parmesan. Oder Eier.
Aber bei allen tierischen Produkten achte ich streng auf Herkunft und auch darauf, dass männliche Küken nicht getötet und die Schnäbel der Hühner nicht abgeschnitten werden. Ja genau, das ist Normalität in Deutschland! Wie grausam sind wir Menschen eigentlich?
Apropos grausam. Garnelen habe ich ja geliebt. Dann habe ich in einer Reportage erfahren, dass man den armen Tieren ein Auge abschneidet, damit sie mehr Eier legen. Es gibt natürlich auch Bio-Betriebe, die das nicht tun. Trotzdem sind Garnelen ja auch nur Lebewesen, die leben möchten.
Dokus Earthlings und The Game Changers
Wer wissen möchte, wie wir Menschen auf dieser Welt mit den Tieren umgehen, der sollte sich unbedingt den Film Earthlings anschauen. Auch die Doku Game Changers ist wirklich interessant. Darin wird auch mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Veganer nicht stark wären bzw. nicht genug Proteine zu sich nehmen können. Es gibt so viele andere Proteinquellen neben Fleisch. Ich kann übrigens Proteinpulver von YourSuperfoods und Vivolife empfehlen.
Game Changer: Mac No Cheese
Apropos Game Changer: Am meisten überrascht hat mich die vegane Käsesoße, die ich, als ehemaliger Käsejunkie, nun jederzeit geschmolzenem Käse vorziehe. Ja wirklich! Und das nicht nur über Macaroni…
Wie habe ich mit Käse überbackene Nachos geliebt. Ich liebe das Gericht noch immer. Mache mir aber inzwischen viel lieber meine vegane Käsesoße über die Nachos. Sie ist so lecker!
Und sie geht so schnell. Einfach gekochten Kürbis, Nährhefe, Knoblauch, Salz, Pfeffer und eingeweichte Cashews in einen Mixer geben und fertig. Das Rezept habe ich – wie sehr viele meiner veganen Rezepte – von Elsa’s Wholesome Life. Ich kann euch ihr Kochbuch gar nicht oft genug empfehlen 🙂 .
Meine liebsten veganen (Food)Influencer
Sehr empfehlen kann ich auch die veganen Rezepte von Polly & Frank (von den veganen Weihnachtsbeilagen hatte ich euch ja bereits vorgeschwärmt), the raw berry und Fivesec Health (ich liebe die Gado Gado inspired Bowl mit Erdnussdip).
Die meisten Fleischesser sind übrigens überrascht, wenn ein veganes Gericht schmeckt und satt macht. Warum eigentlich? Wieso ist diese Lebensform noch immer mit so vielen Vorurteilen belegt?
Dabei wollen (die meisten) Veganer doch eigentlich nur eins: Die Welt zu einem besseren Ort machen. CO²-Emissionen verringern. Tierquälerei und das Töten von Tieren verhindern. Das alles ist doch mehr als löblich. Wieso mögen die meisten Menschen Veganer trotzdem irgendwie nicht?
Hier eine kleine Auswahl an veganen Gerichten…
Jeder, wie er mag
Zum Schluss möchte ich betonen, dass ich Fleischesser keinesfalls verurteile. Ich finde, jede bzw. jeder sollte das machen, was er mag. Basti isst ja auch Fleisch und Käse – allerdings viel, viel weniger als früher. Ohne, dass ich es ihm gesagt hätte. Ich rede ihm nie in seine Ernährung rein und er mir nicht in meine.
Mich regt es nur auf, dass man als Vegetarier/Veganer generell oft erstmal auf Unverständnis stößt und dann die Vorurteile ausgepackt werden. Ich finde, wir sollten alle offen über vegetarische oder vegane Ernährung sprechen können. Ganz ohne Vorurteile. Eben einfach Meinungen und Sichtweisen austauschen.
Ich gebe auch zu, dass ich mich mittlerweile sehr schäme. Denn ich hätte mich schon vor vielen Jahren besser über die Themen Tierhaltung und Umweltschutz informieren müssen. Ich habe lange die Augen davor verschlossen. Dafür bin ich jetzt umso aufmerksamer und versuche das Richtige zu tun.
Und vielleicht, ja vielleicht kann ich ja ein paar von meinen Leserinnen und Lesern mit meinen Rezepten und Gedanken inspirieren. Oder zumindest zum Nachdenken und Ausprobieren anregen. 😉