Vietnam ist und bleibt eines meiner liebsten Länder. Fast drei Monate lang haben wir im vergangenen Herbst in diesem wunderschönen und so vielseitigen Land verbracht – so lang haben wir uns noch nie irgendwo außerhalb Deutschlands aufgehalten. Und trotzdem haben wir immer noch nicht alles gesehen und wollen auf jeden Fall wiederkommen.
Warum wir uns nicht alles angeschaut haben? Weil wir eine neue Gelassenheit entwickelt haben. Ok, ich habe sie entwickelt (Basti war von Anfang an super entspannt). Ich mache mir seit Vietnam nicht mehr so einen Druck und versuche eine riesige das-müssen-wir-unbedingt-sehen-Liste möglichst schnell abzuarbeiten. So kam es, dass wir uns allein 10 Tage im wunderschönen Hoi An, 11 Tage auf der Insel Cat Ba und 7 Tage im wunderbaren Dalat gegönnt haben.
In Vietnam haben wir auch endlich wieder Familie in die Arme schließen können und Freunde getroffen. Außerdem haben wir über die atemberaubenden Landschaften gestaunt, unglaublich gut gegessen (Pho!) und super leckeren Kaffee getrunken und Egg Coffee für uns entdeckt (so so so gut!).
Und jetzt kommt das große ABER: So sehr wir dieses Land auch lieben, so sehr haben die Vietnamesen unsere Nerven strapaziert. Hier ein paar Beispiele:
Vietnamesen spucken ständig auf die Straße. Das Wort spucken beschreibt allerdings nicht annähernd das Geräusch, das sie fabrizieren, wenn sie lautstark alles „hochziehen“ was ihr Innerstes hergibt, bevor sie es ausspucken.
Nein, ich kann mich daran einfach niemals gewöhnen!
An das Gehupe in Asien kann man sich gewöhnen. In Vietnam allerdings nicht. So schlimm wie in Vietnam wird in keinem anderen Land gehupt – und es nervt. Ich glaub die merken gar nicht mehr, dass sie hupen oder warum sie hupen.
Vietnamesen scheren sich kein bisschen um andere Leute: Sie gehen keinen Schritt zurück, wenn sie den Weg blockieren, gucken nicht, wenn sie mit dem Moped unterwegs sind, spielen lautstarke Musik im Schlafbus oder nachts im Hotel, „reden“ lautstark und gehen auch dann nicht zur Seite, wenn man sie mit dem Moped schon fast umgefahren hat (wenn sie keine Hupe hören, rühren sie sich auch nicht).
Apropo Vietnamesen in Hotels: Da werden nachts oder morgens um 7 Uhr die Türen um die Wette geknallt, der Fernseher läuft auf voller Lautstärke und die kleinen schmächtigen Vietnamesen verwandeln sich in rücksichtslose Trampeltiere.
Viele Vietnamesen verlangen unverschämte Preise auf dem Markt. Dass sie versuchen, uns abzuziehen, stört mich ja gar nicht so sehr (das gehört halt in Asien dazu), aber es sollte halt nicht unverhältnismäßig sein. Viele Obstverkäufer sind allerdings so unverschämt, dass sie auch dann nicht mit dem Preis runtergehen, wenn sie genau merken, dass wir die richtigen Preise kennen (besonders auf dem Markt in Cat Ba und auch in Hanoi war das so). Diese Leute verdienen dann lieber gar kein Geld, als uns Touris etwas zu dem normalen Preis zu verkaufen.
Als potenzieller Restaurant-Kunde genießt man sehr viel Aufmerksamkeit: es wird gewunken, gelächelt, Stühle zurechtgerückt bzw. neue Stühle aufgebaut. Sobald man aber sitzt, wird man kaum mehr beachtet (neue Kunden sind jetzt wichtiger). Besonders schlimm war das im Bia-Hoi-Corner in Hanoi. Nachdem Basti sein Bier bestellt hatte, wurden wir meist nicht mehr beachtet. Ich mag ja kein Bier, aber mir wurde nicht einmal etwas anderes angeboten. Einmal habe ich nach Kaffee gefragt, aber da habe ich nur genervte Blicke und ein schnelles Kopfschütteln als Antwort bekommen. Und Basti musste nach seinem ersten Bier oft sehr lange die Angestellten anstarren, bis er ein neues bekam.
Zu guter Letzt, der absolute Oberknaller: An unserem Lieblings-Bun-Bo-Nam-Bo-Stand in Hanoi hat die Standfrau sogar potenziellen neuen Kunden eine Essensprobe aus MEINER Schüssel geben wollen!!!! Ich war so geschockt, dass ich nicht mal etwas gesagt habe, aber zum Glück sind meine Nudeln und Nüsse von ihrem Löffel runtergerutscht.
Trotz allem hatten wir eine wahnsinnig tolle Zeit in Vietnam und wir möchten euch dieses Land ans Herz legen. Allein schon der Geschichte wegen. Und des Essens wegen. Und der Natur wegen. Und es gibt ja auch sehr viele freundliche Menschen. Wir haben super nette Vietnamesen kennengelernt (unsere Kaffee Frau im Markt von Danang, die Besitzer unseres Lieblingsrestaurants in Hoi An).
Und wer frisch von Deutschland kommt, kann diese ganzen Unannehmlichkeiten auch noch besser vertragen als wir, die bereits monatelang in Asien unterwegs sind (irgendwann geht einem dieses ständige Verhandeln-Müssen auf den Keks).
Zum Abschluss zeigen wir euch noch einmal ein paar unserer Lieblings-Vietnam-Bilder.