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Berlin, du bist so wunderbar

Neulich in Berlin, Charlottenburg. Ich saß zusammen mit meiner Freundin, deren Freund sowie dessen Freunden in einem kleinen Restaurant. Eine Deutsche, eine US-Amerikanerin und drei Ägypter. Wir ließen uns großartiges ägyptisches Essen im Koshary Lux schmecken. Die Dips, Pasten, Falafel, das Gemüse – alles war hervorragend. 

Warum ich euch das hier auf dem Blog mitteile? Weil ich zum einen das Restaurant sehr empfehlen kann und zum anderen dieser Abend ein Grund ist, warum ich es so sehr liebe und genieße, in Berlin zu leben. Ich habe in diesem Restaurant nämlich nicht nur sehr gut gegessen, sondern auch viel gelernt. Über das ägyptische Nationalgericht Koshari, das (zu meiner Verwunderung) aus klein geschnittenen Makkaroni, Kichererbsen, Linsen, Tomaten, karamellisierten Zwiebeln und Reis besteht.

Laut meinen Freunden wird es im Koshary übrigens sehr authentisch zubereitet. Sie haben mir auch erklärt, dass das Gericht früher ein Arbeiteressen war. Eben ein Gericht, das aus vielen Kohlenhydraten besteht und so den Armen genug Energie für die Arbeit gab. 

Ich war noch nie in Ägypten. Aber durch meine ägyptischen Freunde hier in Berlin habe ich bereits mehr über das Land gelernt, als durch jede Erzählung von All-Inclusive-Ägypten-Urlaubern. 

Ich hatte mich übrigens für die im Ofen geröstete Aubergine mit Kichererbsen, hausgemachter Kräuertahina (Sesampaste), Harissa, karamellisierten Zwiebeln, Kartoffeln und einem Bio-Labna-Schaf/Ziegen-Feta-Dip entschieden. Das Gericht ist super lecker.

Dessert: Milchbrötchen auf ägyptische Art

Zum Nachtisch haben wir Milchbrötchen mit einer sehr süßen Sesampaste (Sakalans) sowie eine Art Panna Cotta mit Pistazien und Rosenblütenwasser und soetwas wie einen “Puddingkuchen” gegessen. Alles war sehr, sehr lecker.

Was ich mit dieser kleinen Geschichte eigentlich sagen will: Ich finde es toll, dass in dieser Stadt so viele unterschiedliche Kulturen zusammenkommen und ich durch Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen so viel Neues erfahre und über andere Länder lerne.

Da wir in diesem Jahr nicht so reisen können, wie wir es gewohnt sind, lernen wir eben durch Restaurant-Besuche in Berlin etwas über uns noch fremde Länder und Kulturen 😉 .

Äthiopisches Essen in Neukölln

Apropos andere Länder. Erst letzte Woche haben wir Äthiopisch gegessen bei Lalibela in Neukölln. Die vegetarische/vegane Platte für 2 bestand aus Linsen, Kichererbsen, Grünkohl, Salat und Weißkohl mit Karotten. Dazu gab es eine Art säuerlich schmeckenden Crepe, der aus Teff-Mehl besteht (Injera). Zum Abschluss gab es frisch gerösteten Kaffee aufs Haus. Eine Frau hatet sich dafür mit ihrem Topf auf den Boden gesetzt, die Bohnen geröstet und den Kaffee dann ganz frisch zubereitet.

Neapolitanische Pizza

Jetzt denkt ihr vielleicht, man kann doch in jeder Stadt Essen aus verschiedenen Ländern probieren. Ja, schon. Aber die Vielfalt in Berlin ist einfach unglaublich. Nehmen wir zum Beispiel Italiener. Klar, wir waren auch in Heilbronn begeistert von den Nudel- und Pizza-Gerichten (vor allem bei San Remo und Da Lisa). 

Aber in Berlin habe ich zum ersten Mal in meinem Leben (!) eine neapolitanische Pizza gegessen. Bei Gazzo Pizza in Neukölln, Standard Pizza in Mitte und Malafemmena in Schöneberg (mein Favorit: Pizza Marinara 2.0 mit Burrata und einer unfassbar leckeren Tomatensoße) bekommt ihr die spezielle Pizza, die einfach so unfassbar lecker schmeckt. 

Die neapolitanischen Pizzen haben keinen knusprigen Boden, dafür aber einen super dicken und fluffigen Rand. Der Boden ist extrem dünn und dadurch auch ein bisschen labberig. Das Besondere an den Pizzen aus Neapel: Sie werden nur sehr kurz bei fast 500 Grad im Steinofen gebacken. Was mir in diesen Restaurants außerdem sehr gefallen hat: Es gibt nur eine überschaubare Auswahl an verschiedenen Pizzen – allerdings mit den feinsten Zutaten.

Pizza Hawai oder Tonno sucht ihr da vergeblich. Stattdessen werden die besten Tomaten verwendet (das schmeckt man!) und u.a. Burrata oder sehr gute italienische Wurst. Um es kurz zu machen: Es ist eine komplett andere Erfahrung als bei einem “normalen” Italiener. Hochwertige Zutaten und ein kleines Menü – darauf kommt es für mich an. 

Berlin bietet so unfassbar viele kulinarische und kulturelle Erfahrungen – es stresst mich fast schon ein bisschen, weil ich meine To-Do-Liste in dieser Stadt wohl niemals vollständig abarbeiten werde. 

Eis essen wie in Thailand

Letztes Jahr im August habe ich am Strand von Koh Samui, Thailand gelegen und abends auf dem Nachtmarkt gerolltes Eis gegessen, das vor meinen Augen ganz frisch zubereitet wurde. Und zwar mit genau den Zutaten, die ich mir ausgesucht hatte: Joghurt, Mango und Maracuja.

Hier in Berlin kann ich mir dieses Thailand-Feeling zurückholen. Und zwar bei  Delabuu in Friedrichshain. Dort passiert exakt das Gleiche. Die Idee, die Eisröllchen in Deutschland zu verkaufen, hatte der Gründer nämlich aus seinem Thailand-Urlaub mitgebracht, wie er in einem Interview mit Mit Vergnügen verrät.

Delabuu Berlin Friedrichshain
Eisröllchen von Delabuu

Frühstücken wie in Australien

Frühstücken wie in meinem geliebten Australien? Auch das ist hier in Berlin kein Problem. Ob im Le Bon in Kreuzberg, im Wilke in Neukölln, im ABC in Prenzlauer Berg, in A never ending Lovestory in Charlottenburg oder im Father Carpenter in Mitte – ausgefallene Avo-Brote oder -Bowls mit pochierten Eiern, Shakshuka, Trüffel-Rührei auf Sauerteigbrot oder fluffige Pancakes und Banana-Bread – all meine Aussie Favourites sind hier in so vielen Cafés Standard. Ich liebe es!

Berlin – die Stadt der unendlichen Möglichkeiten

Wahrscheinlich sind es auch diese unendlichen Möglichkeiten, warum ich mich in Berlin so wohl fühle. Ich bin hier endlich angekommen. Ich fühle mich nicht mehr so rastlos. 

Diese Angst mich festzusetzen und nicht alle Möglichkeiten ausgekostet zu haben – in Berlin habe ich diese Angst nicht mehr. Denn diese Stadt und ihr ganzes Umland bieten mir ja einfach so unfassbar viel. Nicht nur, was die Auswahl an Restaurants und Cafés angeht. Auch die Nähe zum Meer, zu tollen Ausflugszielen wie der Sächsischen Schweiz und natürlich die Nähe zu meiner Familie.

“Driving Hungry” – Seelenverwandte Layne Mosler

“Meanwhile, my friends (…) were buying real estate and planning their weddings, earning law degrees (…) and master’s degrees (…). Everybody’s serious but me, I thought. But I believed choosing one path meant eliminating too many others. I didn’t want to “make a living.” I wanted to live everything. Taste everything, go everywhere I could. I wanted passion, and an all-consuming occupation – and I wanted it to involve food.” 

Layne Mosler in “Driving Hungry”

Diese Zeilen von Layne Mosler aus ihrem fantastischen Buch “Driving Hungry” sprechen mir aus der Seele. Als ich das gelesen habe, dachte ich nur: Genau das bin ich. Das sind meine Gedanken. Ich verstehe sie zu 1000% . 

Auch Layne ist so dermaßen neugierig auf alles, was unsere Welt zu bieten hat. Sie kann sich unglaublich für gutes Essen begeistern. Und sie liebt Berlin. Diese Frau ist quasi meine Seelenverwandte. Ich kann ihr Buch “Driving Hungry” wirklich sehr (sehr!) empfehlen. Gefunden habe ich es übrigens in einem meiner Lieblingsläden: Fine Bagels bzw. Books & Bagels in Friedrichshain. Der Kaffee schmeckt hervorragend, der Schoko-Babka köstlich, ebenso wie die riesigen Cookies und wenn ihr Bücher kauft, bekommt ihr ab einem bestimmten Wert (ich glaube es sind 15 Euro) einen Gratis-Kaffee.

Veganer Lifestyle

Hier in Berlin wird es einem auch sehr einfach gemacht, auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten. Vegane Cafés, Restaurants und Supermärkte gibt es ausreichend.

Leider erlebe ich es sehr häufig, dass veganes Essen oder Menschen, die vegan leben, Augenrollen oder Unverständnis bei anderen auslösen. Aussagen wie “veganes Eis möchte ich nicht” oder “veganes Essen ist kein richtiges Essen” etc. höre ich viel zu oft.

Hier in Berlin ist es ganz normal, dass es in den meisten Cafés und Restaurants vegane Optionen gibt. Es gibt sogar eine ziemlich große Auswahl an veganen Restaurants. Vegan bedeutet nämlich nicht nur Tofu oder “Fleischersatz”. Bei einer veganen Lebensweise geht es (den meisten) um so viel mehr.

Nämlich auch um Umweltschutz, Tierschutz und einen gesunden Lebensstil. Wer sich die Rezepte von Elsas’s Wholesome Life anschaut, wird schnell feststellen, wie vielfältig und wunderbar die vegane Küche ist. Ich liebe es, dass Berlin so viel offener ist, was andere Lebensweise angeht.

Das Menü im Home.Berlin war sehr überschaubar, trotzdem gab es eine vegane Option: Die “vegan Sausage Roll” war u.a. gefüllt mit Pilzen und Walnüssen

Leben und leben lassen

Ich könnte jetzt noch so viel mehr Gründe ansprechen, warum Berlin für mich einfach eine großartige Stadt ist (die Bürgersteige, das Kulturangebot, die Seen, die Clubs, die ich so sehr vermisse und die Tatsache, dass ich mir hier noch nicht einmal folgendes anhören musste: “Wie du bist über 30, unverheiratet, hast noch keine Kinder und kein Haus?!?”. Hier in Berlin ist das noch nie Thema gewesen).

Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Video, das ich 2019 beim Karneval der Kulturen aufgenommen habe. In dem Moment, in dem ich mit dem ganzen Leuten getanzt und die Musiker gefeiert habe, habe ich mich erneut in Berlin verliebt. In dieser Stadt tanzen die Leute einfach, wenn sie die Musik mögen. Bänker zusammen mit Hippies und Familien. Keinen interessiert es, was du trägst oder wie du aussiehst. Berlin ist weltoffen. Leben und leben lassen lautet hier die Devise. Ist das nicht einfach wunderbar?

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