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Kalifornien-Roadtrip: San-Francisco-Guide und Food-Tipps

San Francisco stand schon sehr lange auf meiner Reiseliste. Doch im vergangenen Jahr haben wir uns eher zufällig und sehr spontan für dieses Reiseziel entschieden. Denn es sollte eigentlich nach Kuba gehen. Kuba wollten wir schon im Rahmen unserer Weltreise einen Besuch abstatten. Aber weil die Flüge zu teuer waren (selbst von Brasilien aus), haben wir das immer wieder verschoben. Letztes Jahr hatte ich dann schon einen Loose-Reiseführer gekauft, in dem für Kuba perfekten Reisezeitraum März Urlaub angefragt und war kurz davor, einen Flug zu buchen. Zögern ließen uns die unglaublich teueren Flugpreise und unsere Hass-Airline Condor. So brachten wir es einfach nicht fertig, das “Buchen”-Knöpfchen zu drücken.

Aus reiner Neugierde schaute ich eines Tages nach Flügen nach San Francisco. Denn eine Freundin von mir lebt inzwischen mit ihrem Mann und Kind dort und auch sie wollten wir schon im Rahmen unserer Weltreise besuchen. Uns siehe da: Die Flüge von Frankfurt nach San Francisco und von L.A. wieder zurück waren mit United Airlines gerade mal halb so teuer, wie die Flüge nach Kuba. Wir buchten also einen Amerika-Urlaub.

Bester Flug ever: Danke an United

Der Roadtrip durch Kalifornien war definitiv eine großartige Entscheidung. Schon den Hinflug konnten wir in vollen Zügen genießen. Ich war ja nach der Condor-Miesere sehr skeptisch und erwartete mir rein gar nichts vom dem Langstreckenflug – sollte aber eines Besseren belehrt werden. Der Flug mit United war der Wahnsinn. Wir hatten ältere Herren als Stewards – und die waren nicht nur unglaublich höflich, witzig, aufmerksam und zuvorkommend, nein, sie haben mich auch durch ihr hinteres Fenster schauen lassen, um die wunderbare Landschaft Grönlands bewundern zu können. Basti und ich saßen nämlich in der Mitte und konnten so nie wirklich gut aus dem Fenster sehen.

Deswegen möchte ich an dieser Stelle nochmal ein großes Lob an United aussprechen. Es gab stets ausreichend Essen (als Dessert sogar Honig-Ingwer-Eis), dazu Snacks (u.a. Pesto-Brotsticks) und uns wurde immer wieder etwas zu trinken angeboten.

Apropos Essen: Wir hatten uns vorsorglich ausreichend Snacks eingepackt. Basti v.a. Salami und Käse und ich hatte mir einen Kokosmilch-Porridge mit Heidelbeeren angerührt (einfach Haferflocken mit Kokosmilch und Wasser aufkochen) und Erdnussbutter-Brote geschmiert. Gegessen habe ich das allerdings erst in San Francisco, weil wir auf dem Flug einfach sehr gut verköstigt wurden.

Außerdem war das (kostenfreie!) Filmangebot super. Liebe Condor, bitte geht doch mal bei United in die Lehre 😉 .

Mietauto: Lasst euch nichts aufschwatzen

Nach guten 11,5 Stunden landeten wir in San Francisco und stellten uns direkt nach der Gepäck-Abholung bei Alamo an. Dort hatten wir unser Mietauto gebucht (ca. 500 Euro für einen Nissan, einfachste Klasse bei der Buchung). Am Schalter wollte uns der Mitarbeiter dann noch allerlei zusätzliche Dinge aufschwatzen. Bitte nicht darauf reinfallen! Einen USB-Anschluss hatten wir beispielweise schon im Auto, er wollte ihn uns verkaufen. Außerdem riet er uns zu einem größeren (und natürlich teureren) Auto. Sein Argument: Wir würden mit dem normalen im Yosemite Park stecken bleiben. Das ist absoluter Quatsch. Die Straßen im Park waren in einem super Zustand und wir hatten mit dem Auto keinerlei Probleme.

Airbnb in Oakland

Weil Hotels und Airbnbs in San Francisco zu teuer waren, haben wir uns für ein Airbnb im Vorort Oakland entschieden. Von dort aus hatten wir mit dem Zug (BART) eine sehr gute Anbindung an die Innenstadt. 8,90 US-Dollar kostet die Fahrt von der Fruitvale Station (hin und zurück, pro Person, im April 2019). Das Auto konnten wir kostenfrei auf einem großen Parkplatz in der Nähe der Station stehen lassen. Der Parkplatz befindet sich bei einem Foodmax, in dem ihr große Papayas für gerade mal 2 US-Dollar kaufen könnt (Paradies für mich).

In diesem Haus war unser Airbnb-Zimmer mit eigenem Bad

Highlights in San Francisco

Kommen wir zu unseren San-Francisco-Highlights. Die Stadt an sich hat uns super gut gefallen, v.a. die viktorianischen Häuser, die vielen Hügel, von denen man tolle Aussichten genießen kann und die Vielfalt in den unterschiedlichen Stadtvierteln (Chinatown, Japantown, der Hafen etc.). Die Häuser sind übrigens während der Goldgräberzeit Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Allerdings ist ein Großteil 1906 bei dem Erdbeben und dem darauf folgenden Feuer zerstört wurden.

Painted Ladies

Die wohl bekanntesten viktorianischen Häuser San Franciscos sind die Painted Ladies, denen wir natürlich auch einen Besuch abgestattet haben. Von dem kleinen Park gegenüber (Alamo Square) hat man eine schöne Aussicht und kann natürlich auch viele Bilder machen.

Die Häuser und auch der Park sind im Intro der Serie “Full House” zu sehen. Die Außenaufnahme des Tanner Haus entstand allerdings in der Broderick Street 1709. Die Innenaufnahmen wurden in den Warner Bros. Burbank Studios gedreht, denen wir in Los Angeles auch einen Besuch abgestattet haben.

Cable Car und E Embarcadero (“Hodihoo-Tour”)

Ein “Must do” ist neben einem Foto mit den Painted Ladies auch eine Fahrt mit dem Cable Car. Zumindest glaubt man das, wenn man sich Bilder und Reiseberichte von San Francsico anschaut.

Es ist wirklich beeindruckend, wie steil die Straßen teilweise sind. Eine Fahrt mit einem Cable Car kostet stolze 7 US-Dollar pro Person und verschaffte uns eine kurze Verschnaufpause vom vielen Laufen. Das kann man schon mal machen, muss man aber nicht.

Viel lustiger fanden wir hingegen die Fahrt mit der historischen Straßenbahnlinie E Embarcadero (5,50 US-Dollar für 2 Personen, passend bezahlen, denn es gibt ein Rückgeld). Das lag allerdings zu 100% an unserer fabelhaften Fahrerin, die uns eine großartige “Hodihoo-Tour” beschert hat 🙂 . Immer, wenn wir losfuhren, sagte sie: “Can I get a hodihoo” und alle im vollen Wagen schrien “hodihoo”. Außerdem machte sie die gesamte Fahrt über sehr witzige Kommentare und animierte ihre stets Fahrgäste mitzumachen. Ich wünschte, die Deutschen wären auch so locker (und teilweise) verrückt wie die Amerikaner das oft sind. Da können wir uns noch eine Scheibe von abschneiden (ich fasse mir da auch an die eigene Nase).

Free Walking Tour (POPOS)

An unserem ersten Tag in der Stadt wollten wir uns zunächst einmal mit einer Free Walking Tour einen Überblick verschaffen. Ich hatte damit in Warschau schon super Erfahrungen gemacht und unser Loose-Reiseführer (“USA – Der Westen”) empfahl uns die San Francisco City Guides. Wir entschieden uns für die POPOS-Tour.

POPOS sind Flächen, die von allen genutzt werden können (Privately Owned Public Open Space) und man findet sie in der ganzen Stadt. Es können hübsche Rooftop-Gardens sein, oder auch ein “normaler” Garten, die Eingangshalle eines Gebäudes oder der Tagungsraum eines Unternehmens.

Alcatraz-Tour

Eine Tour machten wir außerdem nach Alcatraz. Die berühmte Gefängnisinsel vor der Stadt wollten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Ihr solltet dafür auf jeden Fall einen halben Tag einplanen. Unsere Fähre startete um 13:30 Uhr und gegen 17:30 Uhr waren wir erst wieder auf dem Festland.

Inklusive waren eine Audio-Guide-Tour, ein Film, die selbstständige Erkundung der Insel (dafür kann man sich so viel Zeit nehmen, wie man braucht) und verschiedene Geschichten, die in dem Gefängnis erzählt werden – u.a. über die (vermutlich) geglückte Flucht von 1962. Frank Morris, John und Clarence Anglin entkamen damals – allerdings ist bis heute nicht klar, ob die drei ertrunken sind oder sich an Land retten konnten. Die Geschichte wurde als Vorlage für den Film Flucht von Alcatraz mit Clint Eastwood genutzt.

Alles in allem war der Besuch wirklich sehr interessant. Die Tickets hatten wir schon in Deutschland gebucht, da wir uns nicht sicher waren, wie groß der Andrang sein wird.

Clam Chowder im Boudin

Nach der Tour hatten wir natürlich Hunger – es war also die perfekte Zeit für Clam Chowder in der Boudin Bakery. Der Muscheleintopf wird in einem frisch gebackenen Sauerteig-Brot serviert. Beides schmeckt großartig und sollte bei keinem San-Francisco-Besuch fehlen 😉 . Dazu gab es ungesüßten Eistee (inklusive kostenloser Refills) und vorab etwas Brot mit Dip. Bezahlt haben wir ca. 18 US-Dollar pro Portion. Die Kellnerin war sichtlich beeindruckt, weil wir unsere Teller (inklusive des Vorab-Brotes) leergeputzt hatten.

Basically Free Bikes

Ja, wir haben viel gegessen in Kalifornien. Aber wir haben uns auch sehr viel bewegt. Die meiste Zeit erkundeten wir die Stadt zu Fuß, aber an einem Tag stiegen wir auf Fahrräder um. Ausgeliehen haben wir die bei Basically Free Bikes. Und das sind sie wirklich – also praktisch umsonst. Denn für die 25 US-Dollar pro Bike (von 12:30 Uhr bis 17:30 Uhr) haben wir Gutscheine bekommen.

Das Geld konnten wir dann in einem riesigen Sport-Outlet ausgeben. Weil wir vorher online reserviert hatten, gab es nochmal 20% Nachlass. In dem Outlet haben wir uns mit Sonnencreme und Shampoo von SunBum eingedeckt (riecht so gut), für mich gab es noch eine Roxy-Cap und Socken für Basti. In dem Laden gibt es eigentlich alles, was das Sportler-Herz begehrt (Klamotten, Sonnenbrillen, Snowboards, Surfbretter etc.).

Bike-Tour: Golden Gate Bridge bis nach Sausalito

Geshoppt haben wir erst auf dem Rückweg – zum Glück. Denn die Bike-Tour über die Golden Gate Bridge bis nach Sausalito ist ziemlich anstrengend und hügelig. Aber: Obwohl ich fast nie Fahrrad fahre, habe ich es geschafft, bergaufwärts einen Typ mit Radlerhosen und Rennrad zu überholen, der dann auch noch abgestiegen ist! Ha!

Sausalito ist übrigens ein kleiner süßer Ort, der aber vollgestopft ist mit Touris. Deswegen sind wir nur durchspaziert und dann wieder zurückgefahren. Auf dem Weg dahin haben wir immer mal wieder Stops gemacht. Unter anderem, um am Wasser Seelöwen zu beobachten. Die seht ihr übrigens auch am Fähranleger Richtung Alcatraz. Augen einfach immer schön aufs Wasser richten 😉 .

Spektakuläre Aussichten über San Francisco

Einige von San Franciscos Hügeln haben wir natürlich zu Fuß erklommen. Eine Wahnsinns-Aussicht hatten wir vom Telegraph Hill. Nehmt am Abend die Treppen von der Montgomery Street und bleibt unbedingt so lange, bis es dunkel wird. Denn dann fängt die Stadt zu leuchten an und sieht besonders schön aus.

Empfehlen können wir außerdem den “3-way-view” vom Russian Hill. Hier könnt ihr in drei verschiedenen Richtungen über die Stadt schauen und dabei das Meer sehen. Das ist schon ziemlich einzigartig und sehr cool in San Francisco.

Downtown Oakland: Frühstück im Koffee Pot und Spaziergang am See

An unserem letzten Tag sind wir nach einem sehr guten Frühstück in Downtown Oakland noch um den Lake Merritt spaziert (kostenlose Parkplätze gibt es beim Convention Center). Danach fuhren wir in den etwa 2,5 Stunden entfernten Yosemite Park. Von dem Frühstück im Koffee Pot habe ich euch ja bereits in meinem Diner-Liebe-Beitrag vorgeschwärmt.

Frühstückstipps für Oakland

Wir waren übrigens jeden Tag in Oakland frühstücken. Sehr empfehlen können wir auch das Buttercup Diner, das bereits seit 1988 (meinem Geburtsjahr) existiert. Ich hatte dort ein vegetarisches Omelette (Amis lieben Omelettes – die gibt es immer in den verschiedensten Varianten) mit körnigem Frischkäse (statt Kartoffeln oder Hash Browns) und Roggen-Brot. Ja, man kann sich gesund ernähren in den USA. Für meine drei Tassen Filterkaffee haben wir gerade mal 3,25 US-Dollar bezahlt! Ich hätte auch noch super gerne einen hausgemachten Kuchen verdrückt, aber mein Omelette war so groß, dass ich ihn einfach nicht mehr geschafft habe..

Einen Avocado-Bagel und einen English Muffin mit Lachs und Rührei haben wir im KEFA Café gefrühstückt. Das ist sehr klein gehalten und bietet keine Menüs. Aber alles war sehr lecker.

Satt werdet ihr auch in Nikkos Diner. Wir hatten dort den Breakfast Burrito – einmal mit Hash Browns für mich und einmal mit Corned Hash für Basti. Dazu gab es vier Mal Kaffee und das Ganze hat nur 32 US-Dollar gekostet. Danach waren wir den ganzen Tag pappsatt.

Zum Schluss noch ein paar Gedanken zum “Land der unbegrenzten Möglichkeiten”: Wir haben uns natürlich mit meiner Freundin getroffen, die in San Leandro lebt und arbeitet. Sie ist mit einem Amerikaner verheiratet und unser gemeinsames Abendessen (super leckere Burritos) öffnete mir die Augen. Wir (ich besonders) neigen ja leicht dazu, zu denken: Woanders ist es schöner. Klar ist Kalifornien toll und ich hätte prinzipiell nichts dagegen, dort zu leben.

Aber: Ich möchte meine 30 Tage Urlaub nicht missen, genauso wenig wie unser Sozialsystem, Kündigungsschutz, gesetzliche Krankenversicherung und die Möglichkeit, als Mama mal bis zu drei Jahre daheim bleiben zu können. Das alles ist in Amerika nämlich alles andere als selbstverständlich. Zwei Wochen Urlaub pro Jahr (!) bekommt man dort nur, wenn der Arbeitgeber nett ist. Einen gesetzlich vorgeschriebenen Mindesturlaub gibt es nicht.

Meine Freundin ging bereits 5 Monate nach der Geburt ihres Sohnes wieder arbeiten. Und da war sie schon sehr lange daheim geblieben. Ihr Mann hat gar nicht verstanden, warum ein Arbeitgeber seine Angestellten für Freizeit bezahlen soll. Unsere Work-Life-Balance in Deutschland ist ein echter Luxus, den wir schätzen sollten. Und das sollten wir uns öfter mal bewusst machen 😉 .

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