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Berlin im Lockdown: Spazierrouten und Café-Tipps

“Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

Dieses Gelassenheitsgebet des Theologen Reinhold Niebuhr nehme ich mir zum Vorbild und denke positiv. Denn ich hatte mit Beginn des Lockdown “light” in Deutschland zwei Wochen Urlaub. 

Als bekannt wurde, dass sowohl die Restaurants und Cafés schließen als auch Hotelübernachtungen in Deutschland verboten sind, habe ich bitterlich geweint. Zwei Wochen Urlaub daheim verbringen zu müssen, ist die Höchststrafe für mich. Ich fühle mich wie ein Tiger in einem Käfig. Ja, selbst in meinem geliebten Berlin.

Ich will in meinem Urlaub einfach raus. Neues sehen. Reisen. Wandern. Irgendetwas tun. Aber auf keinen Fall daheim hocken. Berlin kann ich schließlich auch am Wochenende oder an meinem freien Kurzarbeits-Tagen erkunden. Ich habe akutes Fernweh und einfach unfassbar Pech gehabt, was meinen Urlaub angeht. 

Positive mindset

Dabei kann ich eigentlich sehr dankbar sein. Ich bin gesund. Basti ist es auch. Auch unseren Freunden und Familien geht es gut. Ich lebe in einer meiner Lieblingsstädte. Ich darf meine Wohnung verlassen und kann mir immerhin Kaffee, Kuchen und Essen zum Mitnehmen holen. Das weiß ich zu schätzen. Wirklich.

Deswegen habe ich mich auch zusammengerissen und bin mit einem “positiven Mindset” in den Urlaub gestartet. Die Zeit am Morgen habe ich natürlich auch für all meine Lieblingsfrühstücke genutzt (Smoothiebowls, Porridge, Smoothies und Co.).

Frühstück Smoothiebowl

The struggle is real

Und trotzdem fiel es mir sehr schwer, die Einschränkungen zu akzeptieren. Denn ich konnte diese zwei kostbaren Wochen Freizeit nicht zum Reisen nutzen. Es gibt doch noch so viel zu sehen auf dieser Welt. 

Ich bin ehrlich: Es war hart für mich, nicht einfach einen Last-Minute-Flug nach Griechenland zu buchen. Großartige Angebote für Unterkünfte direkt am Strand gab es genug. Ich bin trotzdem vernünftig geblieben. Teilweise, weil Basti sich geweigert hat, ins Ausland zu fliegen, teilweise, weil ich einsichtig war. Statt am griechischen Strand zu liegen, haben wir also bei allerbestem Novemberwetter Berlin erkundet. Dabei habe ich mich an den wunderbare Herbstfarben erfreut (und nach dem Strand gesehnt).

Spazierrouten in Berlin und Kaffee-Tipps

Heute möchte ich meine Spazierrouten hier mit euch teilen. Ich plane sie meistens so, dass auch immer ein Kaffee/Kuchen-Stop dabei ist. 🙂

  • Montag: Am ersten Uraubstag ging es in den Plänterwald und Treptower Park. Gestartet sind wir an der Bushaltestelle Baumschulenweg, herausgekommen dann an der S-Bahn-Station Treptower Park. Von dort aus sind wir noch bis zum Ostkreuz gelaufen, weil wir bei 19grams einen Kaffee trinken wollten. Die haben aber nur bis 15 Uhr auf und wir waren zu spät dran. Also sind wir zum nicht weit entfernten Bagelmann Café gegangen, wo Basti sich einen Goldgrube-Bagel plus Latte und ich mir meinen Americano gekauft habe. Den Bagel fande der Basti übrigens extrem lecker (er schwärmt selten so von Essen).
  • Am Dienstag sind wir mit der S-Bahn bis zum Mexikoplatz gefahren und von dort zum Schlachtensee und einmal um diesen herum gelaufen. Im Sommer war ich zwei Mal dort Stand-Up paddeln, aber beide Male bin ich nicht den kompletten See abgefahren. Sowohl das Stand-Up paddeln als auch die Seeumrundung empfehle ich sehr. Der Schlachtensee ist wirklich toll.
    Beendet haben wir unseren ca. 8 Kilometer langen Spaziergang mit Kaffee und Bananabread bei goodies am S-Bahnhof Schlachtensee. Ich lege euch den Peanutbutter-Choc-Oat-Latte übrigens sehr ans Herz 😉 . Das Bananenbrot auch.

Hinauf zur Goldelse

  • Mittwoch: Am Tiergarten war ich schon öfter und auch die Siegessäule habe ich schon mehrmals betrachtet. Aber ich bin zuvor noch nie durch den Tiergarten spaziert oder war auf der Siegessäule (ja, da kann man hochlaufen).
    Wir sind vom S-Bahnhof Friedrichstraße an der Spree entlang bis zum Reichstag gelaufen, dann in den Tiergarten abgebogen und bis zur Goldelse spaziert. In den Tunnel, der zum Aufgang der Siegessäule führt, sind wir auch noch gekommen, aber hoch leider nicht. Die Türen waren zu.
    Also sind wir auf der anderen Tiergarten-Seite, vorbei am Potsdamer Platz, wieder zurück bis Stadtmitte gelaufen und dabei an der wunderschönen Luiseninsel vorbeigekommen.
    Einen Kaffee to takeaway gab es nicht auf unserer Route, aber ich kann euch das Einstein Kaffee in der Friedrichstraße empfehlen.

Donnerstag ist Markttag in Mitte

  • Donnerstag: Eine meiner absoluten Lieblingsstrecken in Berlin ist der Weg an der Spree entlang von der Friedrichstraße bis zum Hackeschen Markt. Was soll ich sagen? Ich liebe es einfach, am Wasser zu sein. Auf der Strecke habt ihr auch einen tollen Blick auf den Fernsehturm, die Museumsinsel und mein Lieblingsgebäude: den Berliner Dom.
    Donnerstags ist Markttag am Hackeschen Markt. Dann reiht sich dort ein Foodtruck an den nächsten. Ich empfehle hier die Jungs mit dem Parmesan-Rad. Darin werden frische Nudeln geschwenkt und entweder mit Trüffel- oder Zitronenöl verfeinert. Ein Gedicht!
  • Freitag: Das Tempelhofer Feld ist immer einen Spaziergang wert. Die angrenzende Hasenheide allerdings auch. Sie hat zwar nicht den besten Ruf (Drogen, Corona-Parties etc.), aber ich war doch sehr positiv überrrascht von dem schönen und v.a. sehr weitläufigen Park. Es waren dort auch sehr viele junge Familien unterwegs.
  • Als Kaffee-Stop bietet sich hier das wunderbare Two Trick Pony an. Basti hat sein 3-Cheese-Toastie mit Chili-Ananas, der Kaffee und auch das Zucchini-Bread (haben wir geschenkt bekommen – danke nochmal 🙂 ) super geschmeckt. Ich fande meinen Masala-Toastie mit pickled Beans, den Chili-Erdnussbutter-Cookie und meinen Filterkaffee ebenfalls extrem lecker.
Tempelhofer Feld Berlin
Tempelhofer Feld

1 Jahr in Berlin

  • Gut gestärkt empfehle ich, freitags vom Two Trick Pony aus weiter zum Maybachufer zu laufen. Auf dem riesigen Markt bekommt ihr Essen und Flohmarkt-Zeugs. Außerdem gibt es dort auch ein Brammibal’s Donuts. Nun bin ich ja nicht der größte Donut-Fan. Einmal im Jahr habe ich Lust darauf und dann reicht es mir wieder. An diesem Freitag habe ich drei Stück für meine Freundin Maxie und mich gekauft, denn wir wollten am Abend mein 1-Jähriges in Berlin feiern. Und statt eines Berliners/Pfannkuchen gab es eben gefüllte Donuts (quasi hippe Berliner/Pfannkuchen und auch vegan 🙂 ).
  • Vom Markt könnt ihr am Kanal entlang bis zum Halleschen Tor laufen – das ist auch eine wunderschöne Spazierstrecke. Und am Halleschen Tor befindet sich auch das Hallesche Haus. Dort gibt es leckeren Kaffee, Süßes, Frühstück, mittlerweile auch Albatros-Goodies und tolles (aber teures) Interior-Zeugs 😉 .

Neu-Venedig und der Müggelsee

  • Samstag: einmal quer übers Tempelhofer Feld bis nach Neukölln. Dort haben wir dann einen tollen Markt am Herrfurthplatz entdeckt. Statt also zu einem Café zu laufen, haben wir uns dort Kaffee, zuckerfreien Zwetschenkuchen (für mich) und Fischbrötchen vom Holzkohlegrill (Basti) gekauft. Mitgenommen haben wir außerdem sehr gutes Brot und Bio-Gemüse. Zurück ging es wieder übers Tempelhofer Feld.
    Dort gibt es eigentlich nichts, was man nicht sieht. Drachen, Rollschuhe, Inlineskates, Skateboards, Longboards, Skateboards mit Motoren, Kites, Fahrräder, tanzende Leute, musizierende Leute, Springseil-springende Leute, Hula Hoop-Menschen – you name it 🙂 .
  • Sonntag: An einem Corona-freien Sonntag würde ich einen Spaziergang durch den Mauerpark empfehlen. Dort gibt es nämlich einen riesigen Flohmarkt inklusive Foodtrucks. Aber weil dort immer viel los ist, und Basti Flohmärkte hasst, habe ich mich im Urlaub dagegen entschieden.
  • Stattdessen: Seit wir im Frühjahr mal in Neu-Venedig waren, stand der Große Müggelsee auf meiner Liste. Der ist nämlich gar nicht weit weg von diesem Gebiet. Neu-Venedig heißt so, weil es dort viele kleine Kanäle und Brücken gibt (sonst aber nicht viel).
    Wir sind also mit der S 3 bis Friedrichshagen gefahren und dann ca. 15 Minuten bis zum See gelaufen und haben erstmal die Aussicht genossen. Dort gab es auch Kaffee, aber die Schlangen waren uns zu lang. Deswegen ging es direkt durch den Spree-Tunnel und dann an der Spree entlang bis zur S-Bahn-Haltestelle Köpenick.

Verliebt in Berlin: Lula am Markt

  • Schöneberg hat einen wunderbaren, sehr lang gezogenen Park, durch den wir schon einmal spaziert sind. Diesmal sind wir vom Fennsee aus losgelaufen und am östlichen Ende des Rudolph-Wilde-Parks wieder rausgelaufen. Und zwar in Richtung Lula am Markt. Dort gibt es nicht nur Pflaumen- oder Mohn-Babka und riesige Zimtschnecken, sondern auch hervorragenden Kaffee, selbstgemachten Glühwein und richtig gutes Brot. Ein Hoch auf Lula!
  • Das Brot haben wir am Abend direkt zu unserem selbstgemachten Humshuka gegessen 🙂 . Humshuka? Das ist Shakshuka mit viel Hummus.
humshuka
  • Gar nicht so weit weg von unserer Wohnung befinden sich die Britzer Gärten. Diese tolle und wunderbar gepflegte Parkanlage kostet zwar Geld (2 Euro pro Person im Winter), aber die paar Euro lohnen sich. In diesem Park gibt es Seen, tolle Wege, sogar Tiere und Minigolf. Auf dem Heimweg sind wir noch durch den Volkspark Mariendorf gelaufen.

Lieferservice: Pizza und Aperol

  • Beendet haben wir den Tag mit neapolitanischen Pizzen von Malafemmena. Ich empfehle (schon wieder) die Marinara 2.0 (da ich mittlerweile Vegetarierin bin, habe ich statt Sardellen Oliven genommen) und einen Aperol Ginger Spritz. Ja, auch den haben wir geliefert bekommen – inklusive Eiswürfel und Orangenscheibe! Empfehlen können wir auch die frittierten Pizzabrötchen – yum!

Rummelsburger Bucht

  • Abgeschlossen haben wir unseren Urlaub in der gleichen Gegend, in der wir ihn angefangen haben. Nur auf der anderen Seite der Spree. Statt durch den Treptower Park zu laufen, haben wir die Rummelsburger Bucht erkundet. Am Ostkreuz wollten wir uns zunächst bei 19grams einen Kaffee holen (2. Versuch, diesmal waren wir um 13 Uhr dort). Wir reihten uns also in die Schlange ein und warteten. Und warteten. Es ging sehr langsam voran. Als dann endlich nur noch eine Person vor uns stand, kam die einzige Angestellte heraus und erklärte uns in gebrochenem Englisch, dass sie nur noch eine Person annimmt (also die vor uns) und dann erstmal 15 Minuten Mittagspause macht (2 Stunden vor Ladenschluss!!). WTF!
  • Wir waren dann so bedient, dass wir ohne Kaffee zur Rummelsburger Bucht gelaufen sind. Die sind wir entlanggelaufen (immer am Wasser entlang) bis zur S-Bahn-Haltestelle Treptower Park. Auf dem Weg gab es ein Boots-Café, aber wir haben uns dort nichts geholt. Meine Freundin Susi meint aber, der Kaffee sei gut und der Kuchen noch besser.
  • Ansonsten gibt es am Ostkreuz auch noch das Happy Baristas. Dort bekommt ihr richtig guten Kaffee, Kuchen und Co.

Diese Spaziergänge durch mein geliebtes Berlin haben mir täglich ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. Ich habe die frische Luft und die Sonne sehr genossen. Und ich war dankbar. 

Und trotzdem wäre ich so gern im Ausland gewesen. Oder zumindest am Scharmützelsee in Brandenburg, an der Ostsee oder im Harz. So bin ich einfach. Was soll ich sagen? Ich bin ein Reisejunkie auf Entzug.

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