Böhmische Schweiz Prebischtor
Allgemein eat travel Tschechien

Märchenhaft: Wandern in der Böhmischen Schweiz

Eingetaucht in eine andere Welt sind wir nur wenige Meter von der deutschen Grenze entfernt: Wer hätte gedacht, dass die Böhmische Schweiz so märchenhafte Wanderwege und Gesteinsformationen zu bieten hat? 

Ich jedenfalls hatte nichts Großartiges erwartet bzw. nichts großartig Neues. Dass das Elbsandsteingebirge ein großartiges Ausflugsziel ist, weiß ich ja bereits, da wir in der Sächsischen Schweiz ja schon ein paar Mal wandern waren. 

Die Böhmische Schweiz ist das gleiche Gebirge. Aber es hat eben doch noch einige Wow-Momente zu bieten. Also eine ganz klare Empfehlung für ein Weekend-Getaway. Das haben wir uns Ende August gegönnt.

Ein Wochenende in Děčín

Die tschechische Stadt Děčín bietet sich wunderbar als “Basislager” an. Eigentlich wollten Basti und ich ja endlich mal eine gemeinsame Hüttentour in den Alpen machen. Aber weil wir nur 3 Tage Zeit hatten, haben wir uns für die viel nähere und auch sehr viel günstigere Böhmische Schweiz entschieden.

Děčín: Anreise und Unterkunft

Die Deutsche Bahn hat uns von Leipzig in nur 2,5 Stunden nach Děčín gebracht (deutsch: Tetschen, 1942–1945 Tetschen-Bodenbach, 1945 Děčín-Podmokly).

Die Stadt ist zweigeteilt: rechts der Elbe liegt der Stadtteil Tetschen und links Bodenbach (Podmokly). Vom Bahnhof aus haben wir etwa 20 Minuten zu Fuß in unsere Unterkunft, das Hotel U Kaple, erreicht. Das kleine Hotel liegt auf einem Hügel, direkt gegenüber von einer sehr sehenswerten Kirche, der Thunschen Kapelle.

Eine Galerie aus Statuen der Vierzehn Helfer sowie der sechs Tugenden vom Leitmeritzer Bildhauer Josef Fischer machen sie besonders. Wir hatten Glück und der freundliche alte Herr, der am Eingang saß, gab uns ein paar Infos und empfahl uns das jährliche Krippenspiel im Dezember.

Hotelessen und vegane Cafés in Děčín

Die Unterkunft war super. Wir können auch das Restaurant sehr empfehlen. Da ich ja versuche, mich die meiste Zeit vegan zu ernähren und seit März 2020 gar kein Fleisch mehr esse, kamen Gulasch und Knödel natürlich nicht für mich in Frage. Dafür gab es leckere Quetschkartoffeln mit Lauch, Grillgemüse und hausgemachte Kartoffelpuffer. Dem Basti hat natürlich das Bier sehr gut geschmeckt. Ich kann den trockenen Weißwein empfehlen.

Bleiben wir doch gleich mal beim Essen. Das Frühstück im Hotel U Kaple kostet pro Person 7 Euro extra. Ich habe es am ersten Tag ausprobiert, aber weil ich gewisse Ansprüche an mein Frühstück habe (was soll ich sagen – ich bin ein Frühstückssnob), habe ich die nächsten zwei Tage lieber mein selbstgemachtes veganes Bananenbrot (Rezept von FiveSecHealth) gegessen 🙂 . 

Veganer Bagel im Kafe Na Mapě

Es gibt tatsächlich auch ein vegetarisch/veganes Café in Děčín, das Bistro Les. Im Kafe Na Mapě bekommt ihr nicht nur hervorragenden Kaffee (der im Hotel war leider nicht so lecker), sondern auch einen veganen Bagel! Die Bagels waren wirklich hervorragend und das Café liegt direkt am Fluss. Wenn ihr euch ans Fenster setzt habt ihr einen wunderbaren Blick auf das Schloss, das übrigens auch sehr sehenswert ist. Dort sind uns auch zwei Pfauen über den Weg gelaufen.

Das vegetarisch/vegane Bistro Les liegt direkt an der Tyrš-Brücke auf der anderen Flussseite (also unterhalb vom Schloss). Dort bekommt ihr eine kleine, aber feine Auswahl an Mittagsgerichten. Achtung: Das Café schließt bereits um 15 Uhr und als wir gegen 13:30 Uhr ankamen, gab es nur noch Suppe für uns (vegane Gulaschsuppe aus Pilze mit ganz leckerem Brot). Zum Nachtisch habe ich mir noch einen veganen Aprikosen-Zwetschgenkuchen und einen Kaffee gegönnt.

Tag 1: Wanderung in Richtung Prebischtor

Planlos geht der Plan los – oder wie war das nochmal? 🙂 Basti und ich haben es ja nicht so mit intensiver Vorbereitung. Wir stürzen uns gern hinein in unsere Reisen. Das hat natürlich auch mal zur Folge, dass wir uns durchs Gebüsch schlagen (Yosemite Nationalpark) oder einen nicht enden wollenden Hügel bei 100% Luftfeuchtigkeit und mit Null Proviant hochlaufen, nur um dann aggressiven Affen zu begegnen und von Fremden gerettet werden müssen (Malaysia). 

Jedenfalls hatte ich mir an Tag 1 in den Kopf gesetzt die ca. 20 km von Děčín bis zum Prebischtor zu laufen. Wir navigieren mit Google Maps, Komoot (habe nur die kostenlose Version) und einer Beschreibung die roten und grünen Wanderwege in Richtung Prebischtor. Prinzipiell hat das auch ganz gut funktioniert. Wir sind an tollen Aussichten vorbeigekommen (z.B. Ruzova vyhlidka) und die Wege waren super schön. Aber so richtig klar war uns nicht, wie wir laufen müssen und ob das zeitlich alles zu schaffen ist.

Tipp vom Nationalpark-Ranger: App Mapy.cz

Irgendwann trafen wir mitten im Wald auf einen Ranger in seinem Jeep, der super nett war und uns tolle Tipps gab. Er hat uns die App Mapy.cz ans Herz gelegt. Die roten und grünen Wanderwege sind darauf viel deutlicher und besser zu sehen. Außerdem hat er uns eine tolle Route für den Rückweg erklärt. Wir sind also zu Beginn dem grünen Weg gefolgt und später auf dem roten zurückgelaufen. 

Tag 2: Mit dem Ausflugsschiff nach Hřensko, Edmundsklamm und die Wanderung zum Prebischtor

Zum Prebischtor haben wir es an dem Wochenende aber trotzdem noch geschafft. Los ging es an Tag 2 mit dem Ausflugsschiff, das jeden Tag um 9 Uhr morgens von Děčín nach Dresden fährt. Es startet quasi um die Ecke vom Bistro Les. Wir haben versucht, online Tickets zu buchen, aber die Seite ist etwas undurchsichtig und so sind wir einfach morgens zum Schiff gelaufen (dauert ca. 40 Minuten vom Hotel U Kaple) und haben vor Ort bar in Euro bezahlt. Das Rückgeld gab es dann in Tschechischen Kronen.

An Bord habe ich einen sehr guten Americano bekommen und mein Bananenbrot gegessen. Basti hatte im Hotel Würstchen, Eier, Brot und Joghurt gefrühstückt. Gegen 9:45 Uhr hielt das Schiff in Hřensko (deutsch Herrnskretschen), unserem Tagesziel. Da das Schiff erst abends um 20:30 Uhr wieder zurückfährt, haben wir nur ein einfaches Ticket gekauft (130 Kronen pro Person, ca. 5 Euro ) und für den Rückweg den Bus genommen (30 Kronen pro Person, ca. 1 Euro, ca. 30 Minuten Fahrtzeit).

Die Schifffahrt lohnt sich auf jeden Fall, denn es ist einfach sehr, sehr beeindruckend die Natur und Felsformationen links und rechts von der Elbe zu sehen. In Hřensko (deutsch Herrnskretschen) sind wir direkt zum Wanderweg gelaufen, der uns zunächst stark an das wunderschöne Bodetal im Harz erinnert hat (den Bericht dazu bin ich euch noch schuldig). 

Wanderung im Herzen der Böhmischen Schweiz: Von Hřensko bis zum Prebischtor

Was wir nicht wussten: Wir liefen direkt in eine Sackgasse hinein. Weiter ging es nur mit einem Boot durch die Edmundsklamm. Das kostet 5 Euro pro Person. Wir hatten Glück und konnten gerade so noch unser letztes Bargeld zusammenkratzen für diese Fahrt. Wir wussten zwar, dass ein Teil des Wanderwegs gesperrt war (aufgrund von Trockenheit und Käferbefall brechen die Äste vieler Bäume ab), aber wir hatten uns eigentlich einen Alternativweg rausgesucht. Von einer Bootsfahrt stand da nichts. 

Im vollbesetzten Boot (wir wurden wirklich zusammengequetscht – ja, ohne Abstand und Maske) dämmerte es uns dann: Wir hätten vielleicht vorher in Erfahrung bringen sollen, ob wir direkt in die nächste Sackgasse hinein steuern. Denn für eine weitere Fahrt konnten wir nicht mehr bar bezahlen.

Doch wir hatten Glück: Eine weitere Bootsfahrt war nicht nötig, um zum Prebischtor zu gelangen. Es gibt aber weitere Fahrten, die ich das nächste Mal auch unbedingt machen möchte. Denn in der Klamm war es einfach so wunderschön. Wie im Märchen habe ich mich gefühlt. Wie in einer anderen Welt. Dazu gab es lustige Erklärungen von unserem Bootsmann (in Tschechisch und Deutsch).

Eintritt am Prebischtor

Das Prebischtor selbst kostet übrigens auch Eintritt – den kann man aber mit Karte zahlen. Oder auch gar nicht. Denn das Tor sieht man auch so. Wer zahlt, kommt in die Gaststätte am Tor und kann dort dann noch ein paar andere Aussichten genießen. Wir haben uns das gespart. Die Aussicht war auch so sehr beeindruckend und wunderschön. Diese besondere Felsformation ist wirklich sehr sehenswert.

Das Wahrzeichen der Böhmischen Schweiz ist übrigens mit einer Höhe von 16 Metern und einer Basisspannweite von 26,5 Metern das größte Naturfelsentor Europas

Komisch, dass wir das noch nie auf dem Schirm hatten. Selbst, als wir im vergangenen Jahr 4 Tage in Schmilka waren, haben wir nichts vom nur wenige Kilometer entfernten Prebischtor mitbekommen (ca. 7 km zu Fuß laut Google Maps), sondern uns nur auf die Sächsische Schweiz konzentriert.

Tipp: Auf dem Weg von der Klamm zum Tor kommt ihr in Richtung Mezní Louka an einem wunderbaren Gasthaus vorbei: Zur Försterei – Wirtshaus und Feriendorf. Dort gibt es sehr guten Kaffee und leckeren Szegediner Gulasch mit Knödeln (laut Basti). Direkt gegenüber ist eine Touristeninfo.

Szegediner Gulasch mit Knödeln im Wirtshaus Zur Försterei

Tag 3: Děčín und das Děčíner Schloss 

An unserem Abreisetag haben wir die Stadt Děčín ein bisschen erkundet. Von unser Unterkunft sind wir in Richtung Bahnhof spaziert, kurz davor abgebogen und am Einkaufszentrum vorbei in Richtung Zoo gelaufen. Der liegt auf einem Berg und ist ziemlich gut ausgeschrieben. Wir sind dann aber ncht ganz bis zum Zoo gelaufen, sonder kurz vorher wieder abgebogen und zu einer fantastischen Aussicht gelangt.

Der Weg von der Aussichtsplattform führte dann (praktischerweise 🙂 ) genau zum Kafe Na Mapě. Dort haben wir uns Bagels und Kaffee gegönnt und sind mit dem netten Mitarbeiter ins Gespräch gekommen sind, der an diesem Tag noch nach Mexiko reisen wollte, um dann zwei Wochen später in die USA zu fliegen. Kann ich an dieser Stelle bitte kurz erwähnen, dass ich es unfassbar finde, dass wir immer noch nicht (Stand September 2021) wieder in die USA einreisen dürfen!?! Obwohl Basti und ich geimpft sind. Ich finde das wirklich erschreckend und sehr traurig!

Nach der Stärkung haben wir uns das Děčíner Schloss bzw. die wunderschöne Außenanlage angeschaut. Dort sind uns dann zwei Pfauen über den Weg gelaufen und außerdem haben wir noch mehrere Baby-Pfauen entdeckt. Von der Anlage aus hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt, wir waren im Park spazieren und sind zum Schuss die lange Auffahrt hinunter in Richtung Altstadt geschlendert.

Danach haben wir nur noch unsere Rucksäcke in der Unterkunft abgeholt und sind zum Bahnhof gelaufen. Und das war unser langes Wochenende in Tschechien. Wir kommen bestimmt bald wieder.

You may also like...